Am Mobile World Congress war Intel vor einigen Wochen noch ganz von seinen 5G-Plänen überzeugt. Nun folgt die Kehrtwende.

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Die neueste Mobilfunkgeneration mag zwar noch in ihren Kinderschuhen stecken, das Gedränge um 5G-Aufträge ist aber bereits rege. Nun zieht sich einer der größten Player in diesem Bereich aber zumindest teilweise zurück.

Ausstieg

Intel gibt seine Pläne zur Entwicklung von 5G-Modems für Smartphones auf. Komplett will man die eigene 5G-Entwicklung damit aber nicht einstellen, wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung betont. Allerdings wolle man sich auf andere Bereiche wie PCs oder auch das Internet der Dinge konzentrieren, für die entsprechende Modems angeboten werden sollen. Die Möglichkeiten, die 5G eröffnet, seien zweifellos spannend, insofern werde das Thema also eine strategisch Priorität für Intel, versichert Firmenchef Bob Swan. Gleichzeitig sei man aber auch zu dem Schluss gekommen, dass derzeit kein Weg zu einem profitablen Geschäft mit 5G-Smartphone-Modems führt.

Hintergrund

Die Ankündigung von Intel kommt nur wenige Stunden nachdem Apple und Qualcomm die – auch für Branchenbeobachter – überraschende Beilegung ihres jahrelangen Patentstreits verkündet hatten. Ein Zusammenhang scheint also naheliegend, immerhin bedeutet die Abmachung, dass die Chancen von Qualcomm den Deal für 5G-Modems in kommenden iPhone-Generation zu bekommen, erheblich gestiegen ist. Die Einigung von Qualcomm und Apple dürfte aber nur das letzte Puzzlestück gewesen sei: Zuletzt war zu hören, dass Intel Schwierigkeiten habe, 5G-Modems für das 2020er-Modell des iPhones fertig zu bekommen – und Apple dies zunehmend Sorgen bereite.

Üblicherweise bevorzugt es Apple, die Komponenten für seine Smartphones von zwei unterschiedlichen Anbietern zuzukaufen. Damit will man einerseits die Abhängigkeit von einzelnen Unternehmen möglichst gering halten, andererseits aber auch den Preis minimieren. Das könnte nun allerdings schwierig werden: Fallen doch andere große Anbieter von 5G-Modems flach, weil sie aus China stammen – allen voran Huawei. Darauf will Apple im aktuellen politischen Klima wohl lieber verzichten – zumal man in den USA iPhones damit wohl ohnehin nicht ausstatten dürfte. Der große Gewinner des Intel-Ausstiegs dürfte also Qualcomm sein, auch wenn mit Mediatek noch kleinere Alternativen verbleiben.

Eigene Modems

Langfristig hat Apple aber ohnehin andere Pläne: Vor einigen Wochen war zu hören, dass das Unternehmen Entwickler für die Entwicklung eigener Modems sucht. Ein Schritt, der durchaus logisch erscheint, versucht Apple doch nach und nach immer mehr Komponenten selbst zu produzieren. Damit kann man nicht nur eine bessere Abstimmung der einzelnen Bereiche aufeinander garantieren, das Unternehmen kann auf diesem Weg natürlich auch die Gewinnmarge des iPhones weiter erhöhen. (apo, 17.4.2019)