Das Galaxy Fold bei CNBC zeigt schwere Beschädigungen.

Foto: Steve Kovach / CNBC

Ist die Technologie faltbarer Smartphones wirklich schon ausgereift genug, um diese auf den Markt zu bringen? Eine Frage, die in den vergangenen Monaten zahlreiche Kommentatoren aufgeworfen haben, von der sich aber große Hersteller in ihrem Lauf nicht aufhalten lassen wollten. Ob Samsung, Huawei oder auch Xiaomi: Alle arbeiten sie derzeit an entsprechenden Geräten. Als Erstes geht dieser Tage das Galaxy Fold in den USA auf den Markt, was auch bedeutet, dass es derzeit bereits in den Händen von Testern ist. Doch wenn sich deren Erfahrungen breiter bestätigen, könnte der Launch des 2.000 Dollar teuren Smartphones zu einem veritablen Desaster werden.

Defektes Display

Gleich mehrere Tester berichten davon, dass das Galaxy Fold bei ihnen nach kürzester Zeit defekt war. Sowohl bei The Verge als auch bei Bloomberg und CNBC werden mittlerweile schwere Display-Schäden beschrieben, die eine normale Nutzung unmöglich machen würden – und dies, obwohl sie alle das faltbare Smartphone gerade einmal ein bis zwei Tage im Einsatz hatten. Alle drei Tester betonen, dass sie die Geräte keinen ungewöhnlichen Belastungen ausgesetzt hätten.

Ein kurzer Clip von CNBC-Autor Steve Kovach verdeutlicht das Ausmaß der Probleme.

Der konkrete Auslöser der Probleme dürfte bei den dreien allerdings leicht variieren. So beschreibt etwa Dieter Bohn von The Verge, dass sich bei ihm an der Faltstelle eine leichte Ausbuchtung zeige. Genau von diesem Punkt ausgehend seien dann Linien zu sehen, die die Bildschirmdarstellung durchbrechen. Was sich unter dieser Stelle befindet, könne er nicht sagen. Denkbar wäre sowohl Schmutz, der es irgendwie unter das Display geschafft hat, als auch, dass der darunter befindliche Schließmechanismus einen Defekt aufweist. Sowohl bei CNBC als auch bei Bloomberg sind die Beschädigungen noch deutlich stärker, hier funktioniert die Hälfte des Bildschirm gar nicht mehr.

Schutzfolie?

Bei Samsung gibt man sich in ersten Stellungnahmen zunächst zurückhaltend, aber nicht ohne einen Hinweis, der die Schuld zum Teil den Journalisten zuschreibt. Das Galaxy Fold sei mit einer speziellen Schutzfolie versehen, die den Bildschirm schützen solle und die auf keinen Fall entfernt werden dürfe, betont das Unternehmen. Tatsächlich bestätigt Bloomberg-Autor Mark Gurman, dass er diese Folie abgenommen habe – im Glauben, dass es sich um eine normale Schutzfolie handelt, mit der viele Smartphones in ihrer Verpackung vor Beschädigungen beim Transport geschützt werden. Immerhin sei man von Samsung über diesen Umstand nicht informiert worden.

Samsung betont angesichts dessen, dass man bei den für den Handel gedachten Galaxy Fold noch einmal explizit darauf verweisen wolle dass die Folie nicht abgenommen werden darf. Doch damit ist die Angelegenheit keineswegs bereinigt, denn sowohl die Tester von The Verge als auch CNBC betonen, dass sie die betreffende Folie gar nicht entfernt hätten. Die Beschädigungen sind in beiden Fällen also mit diesem Schutzüberzug passiert.

Analyse folgt

Der Hardwarehersteller betont angesichts dessen, dass man die beschädigten Geräte nun so schnell wie möglich einsammeln und analysieren wolle. Gleichzeitig soll am Termin für den offiziellen Marktstart – in den USA ist dies der 26. April – festgehalten werden. Die Hoffnung von Samsung scheint also zu sein, dass es sich bei dieser Häufung nur um einen unerfreulichen Zufall handelt. Dabei muss allerdings betont werden, dass solch ein Zufall schon ein sehr großer wäre. Immerhin haben derzeit überhaupt erst wenige ausgewählte Tester das Galaxy Fold in ihren Händen gehalten.

Einschätzung

Für Samsung steht viel auf dem Spiel: Mit dem Galaxy Fold will man nicht zuletzt die eigene Innovationsfähigkeit signalisieren, da man sich im restlichen Smartphone-Geschäft unter immer stärkerem Druck durch die chinesische Konkurrenz sieht. Sollte sich herausstellen, dass es sich hier tatsächlich um ein grundlegendes Problem handelt, könnte dieser Schuss aber nach hinten losgehen und dem Ansehen von Samsung schweren Schaden zufügen. Immerhin sind gerade erst die Erinnerungen an das Galaxy Note 7 verblasst, das aufgrund von in Flammen aufgehenden Akkus schlussendlich komplett vom Markt genommen werden musste. (Andreas Proschofsky, 18.4.2019)