Zum Zeitpunkt, da er in der ZiB 2 sitzt, hat der Ex-ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner schon einiges an Werbung für sein Buch Haltung absolviert. Die türkis-blaue Koalition wähnte er telegen auf "rechtspopulistischen" Abwegen. Auch sah er die Heimat in eine autoritäre Demokratie verwandelt, was ihn also gleich zurück in die Folterkammer aktueller Politik brachte. Das Kollektiv um den Kanzler schwieg zwar. Im TV tauchten aber jene auf, denen an der ÖVP-Spitze einst selbst nur kurzes Glück beschieden war. Mitterlehners Abgang sei "die Rettung der Volkspartei" gewesen, so just Michael Spindelegger. Ihm war Mitterlehner ja gefolgt, um die Partei zu retten.

In der ZiB 2 sitzt jedenfalls ein ernster Mann, dem die Bosheiten angeblich egal sind. Der Verlag freue sich zwar über die Erregung, er jedoch habe einfach über sein Leben geschrieben. Ob sich hinter dem Understatement jener schmerzhafte Spaß verbirgt, kurz wieder im Zentrum der Tagespolitik zu sein, bleibt unklar.

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Mitterlehner gibt den besorgten Bürger, es geht ihm das Christlich-Soziale in der ÖVP ab. Da ihn Armin Wolf selten unterbricht, wird es dann aber doch erhellend: Ein Parallelimperium habe Sebastian Kurz aufgebaut, während er, Mitterlehner, versucht habe, zu arbeiten. Hier sprudelt es aus dem Buchautor heraus. Er wirkt emotional und doch noch mitgenommen, er will einiges zurechtrücken, das seine letzten Regierungsmonate betrifft. Auch wenn er bei den EU-Wahlen "seine Partei" mit einem Kreuz beschenken wird, ist er mit dem Thema "Demontage" noch lange nicht durch. (Ljubiša Tošić, 18.4.2019)