Walter Möbius, Christian Försch: "7 Wege aus der Einsamkeit".
€ 20,60 / 206 Seiten.
Dumont, 2019

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Auch Scham treibt Menschen in die Einsamkeit.

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Ein Blick auf die großen gesellschaftlichen Entwicklungen in den westlichen Industrienationen müsste eigentlich schon genügen: Die Menschen werden immer älter. Die Anforderungen an die arbeitende Bevölkerung sind hoch, die Angst vor Arbeitslosigkeit ist ein Faktor. Auch die Scheidungsraten steigen, und die digitalen Medien haben den Alltag erobert. Jeder einzelne dieser Trends kann einsam machen, ist die These in 7 Wege aus der Einsamkeit. Es ist ein Beitrag zur Bewusstmachung eines großen Problems.

Tatsache ist: Menschen sind soziale Wesen, und Kontakte mit anderen sind nicht nur lebenswichtig, sondern halten gesund. Unerkannt, versteckt, hinterhältig und allgegenwärtig sei die Einsamkeit, so die Autoren. Einer von ihnen ist der Neurologe Walter Möbius. Er veranschaulicht diese These in Form von Fallbeispielen, die er als dialogische Szenen aufbereitet. Im Laufe der Lektüre entsteht dadurch ein Panoptikum des Alleinseins, das sehr einprägsam ist.

Sich-unverstanden-Fühlen

Mitunter öffnen diese Patientengeschichten nämlich auch den Blick darauf, was Einsamkeit alles heißen kann. Zum Beispiel ein Sich-unverstanden-Fühlen, das sowohl am Arbeitsplatz schlagend werden kann als auch zu Hause, etwa dann, wenn Teenager sich in der Pubertät unverstanden fühlen. Oder wenn Menschen, die Arbeitslosigkeit oder Krankheit trifft, sich zurückziehen.

Auch Scham treibt Menschen in die Vereinzelung. Gut, sich dieser vielen Faktoren bewusst zu werden, denn als Nichtbetroffener hat man damit die Chance, Situationen einfühlsam zu beurteilen, einsame Menschen zu verstehen und sie eventuell zurück ins soziale Leben zu holen. Das Buch ist seit 12. April im Buchhandel erhältlich. (Karin Pollack, 21.4.2019)