Die schulfreie Karwoche vor Ostern schmeichelt TV-Quoten generell nicht gerade. Also sind etwa auch die Zuschauerzahlen und Marktanteile des frisch gestarteten "Magazin 1" im Vorabend von ORF 1 mit einiger Rücksicht zu lesen.

Nach dem soliden Start hat das Magazin um 18.10 Uhr doch einiges Publikum verloren. Die Grafiken zeigten auch den Vergleich mit den "Simpsons" auf dem Sendeplatz (18.05 Uhr) vor einem Jahr (datumsgleich).

Wie sieht ORF-1-Senderchefin Lisa Totzauer die ersten Tage des Vorabendmagazins? DER STANDARD erreichte sie im Urlaub, die Quoten in den letzten Tagen hat sie nach eigenem Bekunden nicht im Detail analysiert. Und: Bei ORF 1 denke man in den Zielgruppen der Zwölf- bis 49-Jährigen und der Zwölf- bis 49-Jährigen und weniger in Reichweiten.

"Längerer Prozess"

Totzauer: "Insgesamt sind wir mir dem Start zufrieden. Wir wissen, dass wir sehr mutig eine der wichtigsten Zeitzonen in Angriff nehmen und dass es ein längerer Prozess wird, die Zusehergewohnheiten nach so vielen Jahren zu verändern. Wir reden hier von einem für den ORF relevanten, langfristigen Projekt." Nachsatz: "Das lange Zuwarten mit dem Umbau des ORF-1-Vorabends hat die Aufgabe definitiv nicht leichter, aber umso wichtiger gemacht."

Die Marktanteile beim Gesamtpublikum bewegen sich bisher in etwa auf der Höhe der "Simpsons" – die Info-Eigenproduktion ist naturgemäß ein Stück teurer als die Kaufserie.

"Im TV-Business ganz normal"

"Dass die Quoten neuer Formate an den ersten Sendetagen aufgrund der erhöhten Aufmerksamkeit stärker sind und dann etwas nachlassen, ist ein völlig normales Bild und jedem Medienmanager bekannt", erklärt Totzauer: "Jetzt geht es in den nächsten Monaten darum, die Sendung kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu verbessern, die Quote zu stabilisieren und die Sehergewohnheiten umzustellen. Dazu braucht es Geduld und einen langen Atem, das ist im TV-Business etwas ganz Normales."

ORF 1 richtet sich an eine jüngere Zielgruppe. Beim Publikum zwischen zwölf und 49 Jahren hatten Homer, Bart, Marge, Maggie und Co ein Stück weit höhere Marktanteile.

In den ersten Tagen liege "Magazin 1" im Schnitt "bei den zwölf- bis 49-jährigen Zusehern besser und bei 12 bis 29 nur knapp unter den Quoten der vorher am selben Sendeplatz ausgestrahlten 'Simpsons'", erklärt Totzauer (auf Basis der ersten Tage): "Dieses Niveau in der Zielgruppe nach einem radikalen Genrewechsel zu halten darf in der ersten Woche absolut als Erfolg bezeichnet werden."

In der Karwoche 2019 (2018 war Ostern früher) waren die Quoten von "Magazin 1" beim Publikum zwischen zwölf und 29 Jahren eher überschaubar:

"Noch im nächsten Jahr müssen und werden bei der Neuausrichtung von ORF 1 weitere Schritte folgen, um zügig die Lücke zwischen 'Magazin 1' und dem Hauptabend zu schließen", kündigt Totzauer an – soll heißen: "österreichisch programmieren".

Die Gesichter des "Magazin 1": Stefan Lenglinger und Lisa Gadenstätter.
Foto: ORF/Thomas Ramstorfer

Nach Dirty Hanno ging's bergab

Der erste größere Schritt zu mehr Eigenproduktionen und mehr Info in ORF 1 verlegte die Dokureihe "Dok 1" auf den Donnerstag, und das im Wesentlichen wöchentlich. Die ersten Werte zeigen: Die Zuschauerzahlen waren bei Hanno Settele als Umweltsünder "Dirty Hanno" sehr ordentlich, an den Folgeterminen (unterbrochen von Fußball) gingen sie deutlich zurück. Das Gegenüber in ORF 2: Quotenriese "Rosenheim Cops".

Bei "Dok 1" sei ORF 1 "sehr intensiv am Testen und Erfahrungen Sammeln". Die Verlegung von Mittwoch auf Donnerstag war aus Totzauers Sicht "richtig, das haben wir mit der ersten Folge gesehen. Der Markt gibt genug für alle her."

Kommende Woche präsentiert Senderchefin Totzauer das neue Design des Senders – der nach STANDARD-Infos künftig ORF 1 und nicht mehr ORF eins heißen dürfte.

"Studio 2" kämpft um den Vorabend

Schon im Jänner startete ORF 2 "Studio 2", um die vom mobilen Vorgängerformat verlorenen Zuschauer und Marktanteile zurückzuholen. Ein Vergleich der beiden Formate 2019 vs. 2018 zeigt: Der Kampf ist nicht leicht.

Datum jeweils von "Studio 2". Der Vergleich mit "Daheim" ist nicht exakt datumsgleich – die Sendung läuft von Montag bis Freitag, die Wochentage 2018 und 2019 fielen unterschiedlich. Ostern war 2018 schon am 2. und 3. April.

Die Marktanteile liegen ähnlich Kopf an Kopf:

Datum jeweils von "Studio 2". Der Vergleich mit "Daheim" ist nicht exakt datumsgleich – die Sendung läuft von Montag bis Freitag, die Wochentage 2018 und 2019 fielen unterschiedlich. Ostern war 2018 schon am 2. und 3. April.

Wie sieht ORF-2-Channel-Manager Alexander Hofer diese Entwicklung seines Formats? "'Studio 2' entwickelt sich im umkämpften Vorabend gut! Die Sendung spricht nunmehr künftig wichtige Zielgruppen besser und verlässlicher an. Das Format wird freilich stetig nachjustiert, um noch besser die Publikumswünsche erfüllen zu können. Zwischenbilanzen sind notwendig, aber tägliche Formate in dieser Zeitzone sind Langzeitprojekte." (fid, 19.4.2019)