Die Dresdner Frauenkirche, 1945 zerstört durch alliierte Bomber, ist eine Replik.

Foto: APA/Sebastian Kahnert

So wie es jetzt aussieht, muss an Notre-Dame nicht extrem viel rekonstruiert werden. Übrigens: Sehr viele Kulturdenkmäler in der Welt sind Repliken. Besonders in Osteuropa wurden vor allem im Weltkrieg herrliche Bauten komplett vernichtet – und danach detailgetreu wieder rekonstruiert.

Die beiden barocken Zarensitze in der Umgebung von St. Petersburg, der Katharinenpalast in Zarskoje Selo (heute: Puschkin) und Schloss Peterhof an der Ostsee, wurden 1941/42 bei der Belagerung des damaligen Leningrad in Ruinen verwandelt. Eine bewusste Kulturleistung der deutschen Wehrmacht, denn Untermenschenvölker hatten keine Hochkultur zu haben. Dasselbe mit dem St.-Michaels-Kloster in Kiew. Dafür hatte Stalin schon 1936 die Maria-Himmelfahrts-(Uspenski-)Kathedrale im riesigen Höhlenkloster-Komplex am Ufer des Dnepr sprengen lassen. Ein weiteres Stalin-Opfer, die Christ-Erlöser-Kathedrale beim Kreml in Moskau, wurde 2000 originalgetreu wiederaufgebaut.

Zu den wiedererrichteten Kopien gehören auch die Warschauer und die Danziger Altstadt, beide wurden von der Wehrmacht dem Erdboden gleichgemacht. Die Dresdner Frauenkirche, 1945 zerstört durch alliierte Bomber, ist ebenfalls eine Replik.

Und: Große Teile der Altstadt von Peking wurden zuletzt zerstört – und wieder aufgebaut. Allerdings anderswo und als Museumsdorf für Touristen. (Hans Rauscher, 18.4.2019)