Eine offene Holzkuppel soll den Rahmen für gemeinsame Diskussionen am Ortsplatz schaffen. Es darf auch kontroversiell zugehen.

Foto: European Public Sphere

Der Dorfbrunnen war der Treffpunkt. Ein Ort, an dem jeder einmal vorbeigekommen ist – ob Alte oder Junge, Alteingesessene oder "Zuagroaste". Auf dem Dorfplatz fand das gesellschaftliche Leben statt. Es wurde der neueste Tratsch ausgetauscht, gelacht oder diskutiert.

Dieser Gesprächsort soll nun in den Pongauer Gemeinden wiederbelebt werden. Eine mobile, offene Holzkuppel wird auf den öffentlichen Plätzen von Dorfgastein, Radstadt und Bischofshofen aufgestellt. Sie soll den Rahmen für die Bürgerinnen und Bürger schaffen, um über die Europä ische Union und die kulturelle Vielfalt auf dem Land zu diskutieren.

Kuppel in Salzburg

Die Idee zu den Kuppelgesprächen kommt von der Initiative European Public Sphere. Im Vorfeld des EU-Gipfels war die mobile Holzkuppel bereits in der Stadt Salzburg im Einsatz. Mit den Gesprächen an öffentlichen Plätzen will die Initiative einen Beitrag zur Bildung einer europäischen Öffentlichkeit leisten. EU-Bürger sollen über Zukunftsfragen nachdenken und diskutieren.

Das Projekt "Ankommenstour Querbeet" der Gemeindeentwicklung im Salzburger Bildungswerk holt die Kuppelgespräche in Kooperation mit Dialog 2019 nun aufs Land. "Viele Dörfer haben nicht einmal mehr ein Bankerl zum Sitzen und Reden. Der öffentliche Dialograum fehlt", sagt die Projektleiterin Andrea Folie. Ein Ort, um miteinander zu diskutieren, auch zu schwierigen oder kontroversiellen Themen, fehle vielerorts. "Eine Demokratie lebt von Meinungsvielfalt und Unterschieden. Das kann das gesellschaftliche Zusammenleben auch stärken", betont Folie. Es gebe nicht nur rechts und links, meist treffe man sich in der Mitte, wenn man miteinander redet. Bei diesen Reibungen im öffentlichen Diskurs werde das demokratische Prinzip gelebt.

Leader-Projekt verlängert

Den Anfang mit den Kuppelgesprächen macht am 30. April Dorfgastein. Im Gemeindepark nehmen auch Landesrätin Andrea Klambauer (Neos) und der Leiter des Verbindungsbüros des EU-Parlaments, Georg Pfeifer, teil. Auch die Leiter der Kulturausschüsse der Gemeinden sind eingeladen. Aber die Politiker stehen nicht im Mittelpunkt des Gesprächs – sie sind nur Teilnehmer. Am 2. Mai wird in Bischofshofen unter der Kuppel diskutiert und in Radstadt finden die Kuppel gespräche schließlich am 4. Mai, am Markttag, statt. "Das ist ein spannendes Setting. Da kommt man zu Leuten, die man sonst nicht erreicht", sagt Folie.

Der Pongau ist die zweite Region, in der Querbeet aktiv ist. Unter dem Jahresmotto "Eine ganze Region im Dialog", soll dem Rückzug ins Private entgegnet werden. Seit 2015 leistet Querbeet interkulturelle Arbeit im Pinzgau. Die Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Zusammen leben von Menschen verschie dener Kulturen zu erleichtern, durch gemeinsame Aktivitäten und intensiven Dialog. Sieben Pinzgauer Gemeinden finanzieren das Projekt nun für drei Jahre. (Stefanie Ruep, 22.4.2019)