Bamako – Nach Monaten zunehmender Gewalt im Zentrum Malis ist die Regierung des westafrikanischen Krisenlandes zurückgetreten. Ministerpräsident Soumeylou Boubèye Maïga und sein Kabinett kamen damit einem von der Regierungsfraktion und Teilen der Opposition für Freitag geplanten Misstrauensantrag im Parlament zuvor.

Das Amt von Präsident Ibrahim Boubacar Keïta (auch IBK genannt) teilte über Twitter mit, ein neuer Regierungschef solle nach Beratungen mit allen politischen Parteien in Kürze ernannt werden. Offiziell wurde kein Grund für den Abtritt der Regierung genannt.

Maïgas Regierung war zuletzt heftig kritisiert worden, weil die Gewalt im Zentrum des Landes immer mehr zugenommen hatte. Anfang April war es in der Hauptstadt Bamako zu Massenprotesten gekommen, bei denen Maïgas Rücktritt gefordert wurde. Wegen der anhaltenden Gewalt zeichnete sich dann auch im Parlament eine klare Mehrheit für seine Absetzung ab.

Bei einem bewaffneten Überfall auf ein Dorf in der Region Mopti Ende März waren zum Beispiel rund 150 Menschen getötet worden, darunter nach Angaben der Vereinten Nationen auch viele Frauen und Kinder. Die Gewalt geht zum Teil auf ethnische Spannungen zurück, etwa zwischen der Volksgruppe der nomadischen Fulani und sesshaften Bauern. Die Region wird jedoch auch von islamistischen Extremisten terrorisiert.

Der wüstenhafte und weitläufige Norden des Landes dient Milizen und islamistischen Terroristen als Rückzugsgebiet. Sie greifen neben Zivilisten auch einheimische und internationale Streitkräfte an. Die UNO-Mission in Mali, an der auch drei Bundesheer-Soldaten beteiligt sind, gilt daher als derzeit gefährlichster Blauhelmeinsatz weltweit. An der EU-Trainingsmission in Mali (EUTM) nehmen derzeit 27 österreichische Soldaten teil.

2012 hatten Islamisten im Norden des Landes zeitweise die Macht übernommen, konnten aber 2013 mit Hilfe des französischen Militärs wieder zurückgedrängt werden. Präsident Keïta regiert seither und wurde Ende 2018 wiedergewählt. Auch Keïta wird vorgeworfen, nicht genug zu tun, um das Land aus der Krise zu führen.

Frieden und Stabilität in Mali zu erreichen, ist auch für Europa wichtig: Zum einen ist der Staat ein Transitland für Migranten. Zum anderen könnten Islamisten bei einem Zerfall des Staates ihre Macht festigen – und das nur eine Landesgrenze vom Mittelmeer entfernt. Mit seinen gut 18 Millionen Einwohnern gehört Mali dem Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index) der Vereinten Nationen zufolge zu den zehn ärmsten Staaten der Welt.

(APA, 19.4.2019)