Durch alle Radfahrten, die anstelle von Autofahrten täglich in der EU zurückgelegt werden, entsteht pro Jahr ein Nutzen von 24 Milliarden Euro.

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Menschen, die möglichst oft das Auto stehenlassen und stattdessen zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren, schützen die Umwelt und ihre Gesundheit: Die Bewegung stärkt Herz-Kreislauf-System und Muskulatur, Gewichthalten fällt leichter, und sogar das Gehirn arbeitet nachweislich besser, wenn wir uns regelmäßig bewegen.

Doch auch die Allgemeinheit hat etwas davon, wenn viele Menschen zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren, anstatt das Auto zu nehmen. Das liegt an den geringeren Umweltschäden und Gesundheitskosten, die durch Autoverzicht entstehen. Was das der Öffentlichkeit genau bringt, haben Forscher nun für die EU vorgerechnet.

24 Milliarden plus

Durch alle Radfahrten, die anstelle von Autofahrten täglich in der EU zurückgelegt werden, entsteht pro Jahr ein Nutzen von 24 Milliarden Euro, so die Forscher um Stefan Gössling von der Universität Lund. Fußwege anstelle von Autofahrten spülen jährlich sogar 66 Milliarden Euro in die Staatskassen, heißt es in der im Journal "Ecological Economics" publizierten Studie. Der Grund dafür liegt vor allem im noch niedrigeren Ressourcenverbrauch.

Ins Gewicht fallen vor allem Einsparungen, die sich durch weniger Treibhausgase und Feinstaub in der Luft ergeben, wenn weniger Autos unterwegs sind. Außerdem brauche man weniger Straßen- und Parkflächen sowie auf Autos abgestimmte Infrastruktur. Auch im Gesundheitssystem würde durch Autoverzicht und mehr Bewegung viel eingespart – etwa durch weniger Unfälle, weniger Tote und Verletzte, weniger Verkehrslärm und weil die Menschen länger gesund bleiben und seltener krank sind.

Die Forscher rechnen auch vor, wie teuer die Allgemeinheit der Autoverkehr kommt: 500 Milliarden Euro machen dessen Gesundheits- und Umweltkosten jedes Jahr in der EU aus.

Unter die Radler kommen

Damit Menschen im Alltag das Auto stehenlassen, müsse man vor allem den öffentlichen Verkehr ausbauen und Radfahren und Zufußgehen attraktiv machen, so die Forscher. Das gelinge etwa durch sichere und baulich abgegrenzte Rad- und Schulwege. Auch die Schnittstellen zwischen öffentlichem Verkehr und Radfahren sind wichtig – etwa gute Abstellmöglichkeiten und einfache Fahrradmitnahme in den Öffis. Es brauche also eine generell fußgänger- und radfreundliche Gestaltung des öffentlichen Raums.

Abgesehen von der politischen Entscheidung, Fußgänger und Radler im Verkehr zu bevorzugen, werden laut den Forschern meist die Kosten als Hindernis genannt – gegen diesen Einwand liefert ihre Studie gute Argumente. (Lisa Mayr, 22.4.2019)