Paris – Zum ersten Mal seit dem Brand der Kathedrale von Notre-Dame haben sich in Paris wieder Mitglieder der "Gelbwesten"-Bewegung zu Protesten getroffen. Bis Samstagmittag versammelten sich mehrere tausend Menschen im Stadtteil Bercy. Sie waren einem Aufruf zum 23. Protestwochenende gefolgt. Der Bereich unmittelbar um die Kathedrale war für die Demonstranten gesperrt.

Nach Medienberichten befürchtet die Pariser Polizei, dass unter den Demonstranten "ein radikaler Block von 1.500 bis 2.000 Menschen" sein könnte, der Chaos in der Hauptstadt verbreiten will.

Proteste in der 23. Woche

Bei früheren "Gelbwesten"-Protesten waren Gebäude angezündet, Fenster eingeworfen und Geschäfte geplündert worden. Frankreichs Innenminister Christophe Castaner ließ darum landesweit mehr als 60.000 Mitarbeiter von Polizei und Gendarmerie mobilisieren. Er erwarte Krawallmacher in Toulouse, Montpellier, Bordeaux und "vor allem in Paris", sagte Castaner.

Es ist bereits das 23. Protestwochenende der "Gelbwesten"-Bewegung – und das letzte, bevor der französische Präsident Emmanuel Macron am Donnerstag seine Reformpläne vorstellt, die er unter dem Druck der anhaltenden Demonstrationen entwickelt hat.

Die "Gelbwesten" protestieren seit fünf Monaten für mehr soziale Gerechtigkeit und niedrigere Steuern. Im Dezember hatte Macron zunächst Zugeständnisse im Umfang von rund zehn Milliarden Euro angekündigt, unter anderem einen höheren Mindestlohn. Von Mitte Jänner bis Mitte März ließ der Präsident die Bürger zudem im Rahmen einer "großen nationalen Debatte" befragen, um "die Wut in Lösungen zu verwandeln". (APA, AFP, 20.4.2019)