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In drei Kirchen und drei Hotels hatten sich binnen kurzer Zeit Expolosionen ereignet.

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Priester und Polizeibeamte vor der betroffenen Kirche in Colombo: St. Antonius.

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Bilder der Zerstörung: St. Antonius...

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...und das Luxushotel Shangri-La.

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Die Wucht der Explosion zerstörte das Dach einer Kirche in Negombo

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Colombo – In Sri Lanka sind bei einer Serie von Bombenanschlägen auf Kirchen und Hotels am Ostersonntag 290 Menschen getötet worden. Weitere 550 Menschen seien verletzt worden und würden in Krankenhäusern behandelt, sagte ein Polizeisprecher am Montag in Colombo. Am Sonntag hatte die Polizei zuletzt von 207 Toten gesprochen. Die ersten Anschläge auf drei Hotels und drei Kirchen wurden fast zeitgleich verübt, als in den Kirchen die Oster-Gottesdienste begannen. Ein Forensiker des Verteidigungsministeriums erklärte am Montag, es habe sich um Selbstmordanschläge gehandelt.

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Unter den Todesopfern waren nach Angaben der Tourismusbehörde 32 Ausländer aus acht Staaten. Dazu gehörten den Angaben vom Sonntag zufolge Bürger Indiens, der USA, Großbritanniens, Portugals, Chinas, der Niederlande, Belgiens und der Türkei.

24 Festnahmen

Sri Lankas Geheimdienst lagen vor den Angriffen nach den Worten des Premierministers Ranil Wickremesinghe Hinweise auf einen möglichen Anschlag vor. Es müsse untersucht werden, warum keine entsprechenden Maßnahmen ergriffen worden seien, sagte Wickremesinghe in einer Fernsehansprache am Sonntagabend (Ortszeit).

Er gab zudem an, alle bisher festgenommenen Tatverdächtigen stammten offenbar aus Sri Lanka. Mithilfe der internationalen Gemeinschaft solle ermittelt werden, ob diese Verbindungen ins Ausland hatten. Nach Angaben der Polizei gab es inzwischen 24 Festnahmen nach den Anschlägen auf Kirchen und Hotels.

Wenige Stunden nach den Anschlägen wurde einem Medienbericht zufolge nahe dem größten Flughafen des Inselstaates ein weiterer Sprengsatz entdeckt worden. Dabei habe es sich um eine Rohrbombe gehandelt, sagte der Sprecher der Luftwaffe, Gihan Seneviratne, am Sonntag der Onlineausgabe der lokalen "Sunday Times".

Eine Patrouille habe den Sprengsatz nahe dem Flughafen Bandaranaike gefunden, er sei von Spezialkräften in einem kontrollierten Bereich unschädlich gemacht worden.

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Die nach den Attentaten verhängte Ausgangssperre wurde wieder aufgehoben. Ministerpräsident Ranil Wickremesinghe rief seine Landsleute zum Zusammenhalt auf.

Allein in der St.-Sebastian-Kirche in Katuwapitiya bei Negombo nördlich der Hauptstadt seien mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen, teilte die Polizei mit. Die Kirchenleitung veröffentlichte auf Facebook Bilder vom Inneren des Gotteshauses und bat die Öffentlichkeit um Hilfe. Die Aufnahmen zeigten Leichen, Blutlachen am Boden und auf den Kirchenbänken sowie das zerstörte Kirchendach. Der Ort liegt in der Westprovinz und ist durch Tourismus geprägt.

Auch in der Ostprovinz habe es einen Angriff auf eine Kirche gegeben, berichteten Medien. Bei dem Anschlag in Batticaloa seien 25 Menschen ums Leben gekommen. In Colombo war im Stadtteil Kochcikade die bei Touristen beliebte St.-Antonius-Kirche Ziel eines Attentats. Ob es auch in den drei Luxushotels in der Hauptstadt Opfer gab, war zunächst nicht klar. Betroffen waren das Shangri-La Colombo, das Kingsbury Hotel und das Cinnamon Grand Colombo.

Einige Stunden später teilte die Polizei mit, es habe einen siebten Anschlag gegeben. Ziel sei diesmal ein Hotel in der Nähe des Zoos in der Region Dehiwala bei Colombo gewesen. Über mögliche weitere Opfer gab die Polizei zunächst nichts bekannt. Ein Augenzeuge berichtete aber im örtlichen Fernsehen, er habe in der Nähe des Hotels Leichenteile am Boden liegen sehen. Zudem gab es laut Polizei eine Explosion in einem Haus in Colombo.

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Bisher gibt es keine Hinweise auf betroffene Österreicher. Die Lage sei aber weiter unübersichtlich, hieß es am Sonntag aus dem Außenministerium. Es bestehe weiter ein "hohes Sicherheitsrisiko von weiteren Anschlägen". "Bleiben Sie bis auf weiteres vor Ort und folgen Sie den Anweisungen der Sicherheitsbehörden", hieß unter den Reiseinformationen zu Sri Lanka auf der Webseite des Ministeriums. Die zuständige Botschaft in Indiens Hauptstadt Neu Delhi sei mit den Behörden in Sri Lanka in Kontakt.

Regierung verurteilt Attentate

"Ich verurteile die feigen Attentate heute auf unsere Bevölkerung", schrieb Ministerpräsident Wickremesinghe auf Twitter. Er rief alle Einwohner seines Landes auf, angesichts der Tragödie einig und stark zu bleiben. Die Verbreitung von Spekulationen und unbestätigten Berichten müsse vermieden werden, appellierte der Regierungschef an die Bevölkerung.

Papst spricht von "grausamer Gewalt"

Auf der ganzen Welt lösten die Anschläge Bestürzung aus. Papst Franziskus, der in Rom die Ostermesse zelebrierte, verurteilte die Taten als "grausame Gewalt". Er fühle mit den Christen in Sri Lanka und sei bei ihnen, sagte er vor Tausenden Gläubigen auf dem Petersplatz. Mit großem Bedauern und Sorge habe er von den Anschlägen erfahren, die ausgerechnet am Osterfest Trauer und Furcht über die Kirchen und andere Orte in Sri Lanka, an denen sich Menschen versammelt haben, gebracht hätten. US-Präsident Donald Trump sprach der Bevölkerung von Sri Lanka sein Mitgefühl aus.

Aufnahmen aus der Sebastian-Kirche in Negombo.

Übergriffe auf Christen

Die Kirchenverwaltung NCEASL, die mehr als 200 Kirchen und andere christliche Organisationen in Sri Lanka vertritt, hatte sich jüngst besorgt über vermehrte Übergriffe geäußert. 2018 seien 86 Fälle von Diskriminierung, Drohungen und Gewalt gegen Christen und ihre Einrichtungen bekanntgeworden. In diesem Jahr seien es bislang 26 gewesen. So hätten buddhistische Mönche wiederholt versucht, christliche Gottesdienste zu stören. Von den rund 22 Millionen Einwohnern Sri Lankas sind 70 Prozent Buddhisten, gut zwölf Prozent Hindus, knapp zehn Prozent Muslime und gut sieben Prozent Christen. (APA, Reuters, red. 21.4.2019)