Tripolis – Die Kämpfe um die libysche Hauptstadt Tripolis haben sich verschärft. In der Nacht zu Sonntag flogen die Rebellen erneut Angriffe. Einwohner und ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters berichteten von mehreren Explosionen und Flugabwehrfeuer der Armee, nachdem eine Drohne oder ein anderes Kampfflugzeug wiederholt minutenlang über der Stadt gekreist sei und dann angegriffen habe. Die Explosionen seien schwerer gewesen als in den vergangenen Tagen. Den Einwohnern zufolge schlugen offenbar mehrere Raketen in einem Stützpunkt der Regierungstruppen in einem südlichen Außenbezirk ein. Der Kommandeur der Rebellen-Einheiten der Libyschen Nationalen Armee, Chalifa Haftar, hatte vor zwei Wochen eine Offensive gegen die international anerkannte Regierung in Tripolis begonnen. Der ölreiche Wüstenstaat ist seit dem Sturz von Machthaber Muammar Gaddafi 2011 in rivalisierende Lager gespalten.

Der einzig noch funktionierende Flughafen von Tripolis stellte wegen der erneuten Angriffe aus Sicherheitsgründen den Betrieb ein. Später teilten die Behörden per Facebook mit, der Flugbetrieb sei wieder aufgenommen worden. Der Flughafen war bereits in den Tagen zuvor nach Beschuss durch Haftars Rebellen vorübergehend geschlossen worden.

Der im Osten des Bürgerkriegslandes herrschende General Haftar hat Anfang April seine Offensive gegen die Truppen der Regierung unter Ministerpräsident Fajes al-Serradsch gestartet, die aber in den Außenbezirken der Hauptstadt ins Stocken geraten ist. Am Freitag teilte das US-Präsidialamt mit, US-Präsident Donald Trump habe bereits am Montag mit Haftar telefoniert und seine Rolle bei der Bekämpfung des Terrorismus' und der Sicherung der libyschen Ölvorkommen gewürdigt. Das dürfte weithin als Unterstützung für Haftar verstanden werden.

Regierung fordert Ermittlungsausschuss

Nach dem Angriff hat Libyens international anerkannte Regierung den UNO-Sicherheitsrat aufgefordert, einen Ermittlungsausschuss einzusetzen. Dieser solle die Verstöße der Truppen von General Khalifa Haftar untersuchen, teilte die von den Vereinten Nationen unterstützte Regierung am Samstagabend mit.

Haftars Kräfte hätten unter anderem Zivilisten getötet und vertrieben sowie dicht besiedelte Wohngebiete beschossen. Die Regierung warf auch Jets nicht namentlich genannter anderer Länder vor, Tripolis bombardiert zu haben.

Bereits in der Vergangenheit haben Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate Angriffe auf Tripolis geflogen, um Haftar zur Kontrolle über den Osten zu verhelfen. Die beiden Staaten versorgten Haftar UN-Berichten zufolge auch mit Rüstungsgütern, darunter Flugzeuge und Hubschrauber. Die Vereinigten Arabischen Emirate bauten demnach auch einen Luftwaffenstützpunkt im Osten des Landes. (Reuters, 21.4.2019)