Impfungen gegen Influenza, Pneumokokken und HPV sind zwar bekannt, werden aber einer aktuellen Umfrage zufolge relativ wenig genutzt.

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Wien – Die Mehrheit der Österreicher steht Impfungen positiv gegenüber. "Sehr positiv" sehen Immunisierungen 37 Prozent, "eher positiv" zusätzliche 46 Prozent. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH) vor dem Hintergrund der Europäischen Impfwoche (24. bis 30. April) ergeben. Die Untersuchung mit 2.000 Online-Interviews mit Probanden im Alter zwischen 16 und 69 Jahren wurde zwischen dem 5. und 21. März in Österreich flächendeckend durchgeführt.

Die Kehrseite: 13 Prozent der Österreicher sehen die Schutzimpfungen "eher negativ". Drei Prozent geben an, Immunisierungen "sehr negativ" zu bewerten. "Das deckt sich mit bisherigen Untersuchungen. Auch wenn die sogenannten Impfgegner medial und auch im Internet sehr präsent sind, handelt es sich dabei doch um eine verhältnismäßig kleine Gruppe", sagt Studienautorin Astrid Eßl.

Auch eine Frage der Bildung

Während es in der Zustimmung oder Ablehnung von Schutzimpfungen zwischen den Geschlechtern faktisch keinen Unterschied gibt, zeigt sich eine Korrelation bezüglich des Bildungsniveaus: Menschen mit alleinigem Pflichtschulabschluss sehen Immunisierungen zu 27 Prozent "sehr positiv", 51 Prozent "eher positiv", 16 Prozent gaben als Meinung "eher negativ" an, "sechs Prozent" sahen ihre Einstellung "sehr negativ".

Bei Personen mit Fachschul- oder Lehrabschluss lagen die entsprechenden Anteile bei 34 Prozent ("sehr positiv"), 48 Prozent ("eher positiv"), 14 Prozent ("eher negativ") und vier Prozent ("sehr negativ"). Hingegen sind 49 Prozent der Maturanten und Akademiker gegenüber Impfungen "sehr positiv" eingestellt, 41 Prozent "eher positiv", acht Prozent "eher negativ" und nur noch ein Prozent "sehr negativ".

Influenzaimpfung ist bekannt, wird aber kaum genützt

Immer wieder wird von Experten beklagt, dass selbst Angehörige der Gesundheitsberufe nicht genug auf Immunisierungen als Schutz für sich und die ihnen anvertrauten Patienten achten. Dies spiegelt sich offenbar auch in der neuen Umfrage wider. "Verwunderlich ist aber, dass zwölf Prozent der Personen, die im Gesundheitsbereich arbeiten, eine negative ("eher negativ": zehn Prozent; Anm.) oder sogar sehr negative Einstellung (zwei Prozent; Anm.) zum Impfen haben", betont Eßl. "Gerade hier geht ja es nicht nur um den Selbstschutz, sondern auch darum, die eigenen Patienten nicht anzustecken. Außerdem wurde genau aus diesem Grund für diese Personengruppe immer wieder über eine Impfpflicht diskutiert – auch von jenen Experten, die einer allgemeinen Impfpflicht eher negativ gegenüberstehen."

Auch einzelne Impfungen wurden abgefragt. So ist 94 Prozent der Österreicher die jährliche Influenzaimpfung bekannt, im höheren Lebensalter so gut wie jedem. Aber nur zehn Prozent der Befragten gaben an, auch tatsächlich gegen Influenza geimpft zu sein. Das deckt sich in etwa mit dem Wert, der in diesem Jahr von den Vakzine-Produzenten aus den abgegebenen Mengen errechnet wurde. Sie kamen laut dem Österreichischen Verband der Impfstoffhersteller auf etwa acht Prozent.

Demnach haben sich gegen die Influenza laut Umfrage 13 Prozent der Männer und nur acht Prozent der Frauen immunisieren lassen. Bei den 19- bis 29-Jährigen waren es sechs Prozent, bei den 60- bis 69-Jährigen 20 Prozent. Sieben Prozent der Befragten mit Pflichtschulabschluss sagten, sie hätten sich gegen die Virus-Grippe schützen lassen, zehn Prozent der Fachschul- oder Lehreabsolventen und 13 Prozent der Personen mit Matura oder Hochschulabschluss.

Gesundheitspersonal kaum gegen Pneumokokken geimpft

15 Prozent der Österreicher im Alter zwischen 19 und 69 Jahren gaben an, bereits einmal eine Pneumokokken-Impfung erhalten zu haben, aber nur zwei Prozent im vergangenen Jahr. Im Österreichischen Impfplan wird die Pneumokokken-Impfung unter anderem für Personen ab 50 oder Personen mit chronischen Erkrankungen empfohlen. Dennoch sind die selbst angegebenen Durchimpfungsraten auch bei diesen beiden Personengruppen niedrig: Zwölf Prozent bei den 50- bis 69-jährigen und 14 Prozent bei den chronisch Kranken.

"Auch hier zeigt sich eine geringe Durchimpfungsrate beim Gesundheitspersonal", berichtet Eßl. "Sie liegt nach eigenen Angaben nur bei 25 Prozent." Zwar besteht keine offizielle berufsspezifische Empfehlung für eine Pneumokokken-Impfung von Personen, die im Gesundheitsbereich beschäftigt sind, jedoch gelten auch hier die allgemeinen Impfempfehlungen abhängig vom Alter und Krankheitsstatus. Das Risiko für das Gesundheitspersonal wird laut Österreichischem Impfplan allerdings als hoch angesehen.

Informationsdefizite zur HPV-Impfung

Interessant seien auch die Daten zur HPV-Impfung (Human Papilloma Virus; Impfung als Schutz unter anderem gegen Gebärmutterhalskrebs, Genitalwarzen etc.): Aktuell sind laut Umfrage 66 Prozent der Kinder zwischen acht und 18 Jahren, von denen ein Elternteil an der Erhebung teilgenommen hat, nicht gegen HPV geimpft.

In diesem Zusammenhang befragt wurden Personen, die entweder Kinder im passenden Alter haben oder selbst unter 45 Jahre alt sind. In dieser Gruppe zeigte sich, dass nur 50 Prozent Informationen zur HPV-Impfung wahrgenommen haben, Frauen allerdings deutlich häufiger als Männer. Vor allem Medienberichte werden als Informationsquelle genutzt. "Diese scheinen jedoch nicht ausreichend zu sein", betont Eßl. "61 Prozent der Zielgruppen gaben nämlich an, dass mehr Informationen für sie wichtig wären, vor allem vom Hausarzt und vom Gynäkologen."

Die Immunisierung ist im kostenfreien Impfprogramm für Mädchen und Buben enthalten und wird ab dem vollendeten neunten Lebensjahr bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr verabreicht. Außerdem bieten die Bundesländer an den öffentlichen Impfstellen für Kinder bis zum vollendeten 15. Lebensjahr "Catch-up Impfungen" zum Schließen von Impflücken zu einem vergünstigten Selbstkostenpreis an. (red, APA, 23.4.2019)