Schauspielerin Hannelore Elsner wurde 76 Jahre alt.

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Hannelore Elsner im Jahr 2000 im STANDARD-Chat zum Film "Die Unberührbare" – hier nachzulesen.

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Mit ihren schwarz geschminkten Augen sah sie ein wenig so aus wie eine Kriegerin, die Feinde anlocken wollte. Das hat Hannelore Elsner einmal über jene Rolle gesagt, mit der sie im Alter von 58 Jahren endlich zeigen konnte, wozu sie darstellerisch in der Lage war. Sie spielte die desillusionierte Schriftstellerin Gisela Elsner in Die Unberührbare, Regie führte deren Sohn Oskar Roehler, der sie als nikotin- und tablettensüchtige Frau porträtierte, aber auch als eine vom Lauf der Geschichte Überfahrene, Verzweifelte.

Elsner, die Diva, spielte mit Hingabe eine andere Diva. Sie wurde dafür mir zahlreichen Preisen belohnt. Im deutschen Kino tauchte sie dann vermehrt als Charakterdarstellerin auf, etwa in der Zeitreisen-Trilogie von Rudolf Thome – die es nun wiederzuentdecken gilt – oder in Doris Dörries Kirschblüten. In der Bodo-Kirchhoff-Adaption Mein letzter Film verkörperte sie 2002 eine Schauspielerin, die auf ihre Laufbahn zurückblickt – für selbstreflexive Rollen wie diese war sie nicht nur aufgrund ihres exaltierten Wesens stets die Richtige.

Karriere im Nachkriegsdeutschland

Die Laufbahn der 1942 im bayerischen Burghausen geborenen Schauspielerin war in vieler Hinsicht charakteristisch für die Karriereoptionen im Film- und TV-Geschäft Nachkriegsdeutschlands. Elsner wurde auf der Straße vom türkischen Regisseur Halit Refig angesprochen, schon mit 17 Jahren gab sie ihr Filmdebüt in Freddy unter fremden Sternen – an der Seite von Schlagerstar Freddy Quinn, der mit etlichen Nummer-eins-Hits vorausgesegelt war.

Als Neuling im Fach erwies sich Elsner als verlässliche Kraft neben anderen Showgrößen wie Peter Alexander oder Hansi Kraus. Dass sie eine professionelle Ausbildung als Schauspielerin nachholte und an Bühnen wie den Münchner Kammerspielen engagiert war, erzeugte in der damaligen Filmlandschaft zunächst wenig Widerhall. Eine Goldene Kamera erhielt sie schließlich für die Rolle der Sasha in Tschechows Iwanow, einem Fernsehspiel. Mit Berlinger von Alf Brustellin, der später auch ihr Ehemann wurde, stieß Elsner dann in den 70er-Jahren ins Feld des Neuen Deutschen Films vor, zu dem etwa auch Edgar Reitz’ Der Schneider von Ulm gehört.

Wirkungsstätte Fernsehen

Das Fernsehen blieb allerdings ihre wichtigste Wirkungsstätte. Von 1983 bis 1997 war Elsner in insgesamt sieben Tatort-Krimis zu sehen, von 1994 ermittelte sie 66 Episoden lang als Die Kommissarin Lea Sommer – anfangs mit Til Schweiger als Assistenten. Elsners 2011 erschienene Autobiografie trägt den so schönen wie passenden Titel Im Überschwang: Aus meinem Leben – darin geht die Diva auch auf private Verluste wie den frühen Tod ihres Vaters ein.

Nach kurzer, schwerer Krankheit ist Hannelore Elsner bereits dieses Osterwochenende in München gestorben. (Dominik Kamalzadeh, 23.4.2019)