Bitterstoffe kommen in Enzian (Foto), Wermut, Wacholder oder Mariendistelsamen vor. Sie wirken appetitanregend und fördern die Verdauung.

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Scharfstoffe: In Ingwer, Knoblauch, Senfsamen, Pfeffer und anderen Pflanzen sind Scharfstoffe enthalten. Sie erhöhen die Drüsensekretion im Verdauungstrakt und verstärken die Peristaltik.

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Ätherische Öle: In fast allen Pflanzen sind ätherische Öle enthalten. Deren Wirkung ist sehr unterschiedlich, Lavendelöl (im Bild) gilt als entspannend.

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Gerbstoffe sind in Rosmarin (Foto), Haselnussblättern oder Eichenrinde enthalten. Sie fördern die Wundheilung, wirken adstringierend und bakterienhemmend.

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Schleimstoffe sind in der Beinwellwurzel, im Huflattich (Foto) oder in der Malve enthalten. Sie wirken schleimlösend und reizmildernd bei Durchfällen.

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Saponine kommen in Brennnesseln oder Süßholzwurzeln vor. Sie haben eine entschlackende, entgiftende und schleimlösende Wirkung.

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Alkaloide sind etwa in Kaffeebohnen, Tabakblättern, Schlafmohn enthalten. Sie können anregend oder betäubend wirken.

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Die Art der Ernährung hat bekanntlich direkte Auswirkungen auf unser Klima. Das gilt für Menschen und auch für viele Nutztiere, die selbst als reine Vegetarier allein mit ihren Darmwinden eine beträchtliche Menge des besonders klimaschädlichen Treibhausgases Methan in die Luft blasen. Aber kann man Kuh und Co das exzessive Flatulieren abgewöhnen? Bis zu einem gewissen Grad offenbar schon – immerhin verweisen Anbieter pflanzlicher Futtermittelzusatzstoffe für Wiederkäuer unter anderem auch auf eine "Reduktion von Umweltemissionen" durch den Einsatz natürlicher Substanzen aus Pflanzen, Kräutern, Gewürzen und ätherischen Ölen.

Seit 2006 in der EU die letzten sogenannten antibiotischen Leistungsförderer in der Tiernahrung verboten wurden, konzentriert man sich in puncto Tiergesundheit und Futtereffizienz verstärkt auf diese phytogenen Zusatzstoffe. Von diesen erhofft man sich nicht nur eine Stärkung des tierischen Immunsystems, eine bessere Darmgesundheit, gesteigerte Reproduktionsleistungen, einen schnelleren Fleischansatz oder antioxidative Effekte, sondern tatsächlich auch eine Reduktion von Treibhausgasen. Welche Wirkstoffe in welcher Kombination für all das sorgen sollen, weiß man bislang allerdings noch nicht in der gebotenen Genauigkeit.

Um das vorhandene Wissen auf ein stabiles wissenschaftliches Fundament zu stellen und zu erweitern, wurde kürzlich das Josef-Ressel-Zentrum für phytogene Wirkstoffforschung am Welser Campus der Fachhochschule Oberösterreich gegründet. Mit einem Budget von rund 1,5 Millionen Euro sollen hier in Kooperation mit der TU Wien und der FH OÖ Campus Hagenberg die Grundlagen für einen verstärkten Einsatz phytogener Substanzen sowohl in der menschlichen Ernährung als auch in der Tiermast gelegt werden.

Tests mit Fadenwürmern

"Zurzeit geht man davon aus, dass über 28.000 verschiedene Pflanzenarten eine medizinische Wirkung haben", sagt Projektleiter Julian Weghuber. "In Medizin und Ernährung ist allerdings nur ein Bruchteil dieser bioaktiven Pflanzenwirkstoffe bekannt." Damit die verschiedenen Wirkstoffe analysiert und charakterisiert werden können, entwickeln die Forscher entsprechende In-vitro-Zellsysteme.

Parallel dazu wird auch mit Tiermodellen gearbeitet. Als Versuchstiere hält man in Wels an die 100 verschiedene Stämme von winzigen Fadenwürmern. "Das sind sehr einfache Organismen mit gerade einmal tausend Zellen, aber genetisch sind sie dem Menschen erstaunlich nahe", berichtet der Biologe. "An diesen Würmern wollen wir vor allem Fragen zur Toxizität von pflanzlichen Wirkstoffen klären."

Während bei Nutztieren die angestrebten Leistungssteigerungen immer auch eine möglichst große und rasche Gewichtszunahme implizieren, sollen pflanzliche Wirkstoffe beim Menschen eher das Gegenteil bewirken. So wird am neuen Zentrum etwa auch nach Substanzen gesucht, durch die sich die Konzentration des Blutzuckerspiegels senken lässt und die damit zur Prävention und therapeutischen Begleitung von Adipositas oder Diabetes eingesetzt werden können.

Die Gänseblümchen-Therapie

In diversen Vorgängerprojekten hat man zu diesem Thema bereits einige Erkenntnisse gewonnen. "Wir haben etwa die Wirkung von Extrakten aus Gänseblümchen und Guavefrüchten auf die Regulation des Glukosehaushalts untersucht und herausgefunden, dass sie das Ansteigen des Blutzuckerspiegels reduzieren."

Zurzeit sind die Forscher pflanzlichen Substanzen auf der Spur, welche die Fetteinlagerung in den Zellen vermindern können. "Wir arbeiten gerade an der Entwicklung eines geeigneten Testsystems, mit dem wir infrage kommende Substanzen screenen können." Ob es dafür schon Kandidaten gibt? "Eine Substanz zur Adipositas-Prävention befindet sich gerade im laufenden Patentierungsverfahren und darf deshalb noch nicht publikgemacht werden", sagt Weghuber. Auch Auszüge aus Mohn und dem Berberitzengewächs Mahonie hätten hier gute Wirkung gezeigt. Allerdings seien diese beiden Pflanzen und Essenzen daraus aufgrund der "Novel Food"-Verordnung der EU als Lebensmittel "nicht zulassungsfähig". Von dieser EU-Regelung betroffen sind unter anderem "neuartige Lebensmittel", die in Europa wenig bekannte Pflanzen(teile) enthalten oder mit neuen Verfahren hergestellt wurden.

Reichhaltige Naturapotheke

Es ist also noch sehr viel Grundlagenforschung nötig, um die reichhaltige Naturapotheke für Mensch und Tier auch sinnvoll und gefahrlos nutzen zu können. Mit dem neuen Josef-Ressel-Zentrum, an dem mit Agromed Austria, Delacon Biotechnik und dem Nahrungsergänzungsmittelhersteller PM International auch drei Wirtschaftspartner beteiligt sind, wurde jedenfalls ein wichtiger Schritt in diese Richtung gesetzt. Angesichts immer mehr resistenter Bakterienstämme aufgrund des jahrzehntelangen unkontrollierten Antibiotika-Einsatzes in der landwirtschaftlichen Tiermast und steigender Gesundheitskosten durch die wachsende Zahl übergewichtiger Menschen wohl ein überfälliger Schritt. (Doris Griesser, 27.4.2019)