Hände weg vom Schlabber-Shirt! Es gibt kaum ein Kleidungsstück, das in der Netflix-Serie "Queer Eye" mit einer solchen Verachtung gestraft wird wie das zeltartige Oversize-Shirt. Kein Wunder, in der Sendung wird es seinem Ruf gerecht. Karamo, Bobby, Antoni, Tan und Jonathan, die fünf Experten der amerikanischen Make-over-Show, stoßen in den drei Staffeln in schöner Regelmäßigkeit auf Kästen, die bis oben hin gefüllt sind mit Big Shirts, jenen traurigen, bedruckten Erinnerungsstücken aus den 1990er-Jahren. Meist gehören diese Shirts männlichen Nerds mit struppigen Bärten und rechteckigen, metallenen Brillen, die alle miteinander schon bessere Zeiten gesehen haben.

Die Ratschläge der "Fab Five" dürfen trotzdem guten Gewissens in den Wind geschlagen werden. Das Schlabber-Shirt ist nämlich mehr als ein großzügig geschnittenes Stück Stoff oder ein Zelt zum Verstecken der vermeintlichen Problemzonen. Es kann auch als Reminiszenz an die "Mir doch wurscht"-Attitüde von Eminem, Tupac Shakur oder Larry Clarks "Kids" verstanden werden.

T-Shirts dürfen wieder weit geschnitten sein – und ein Batikmuster (hier von Acne) schadet auch nicht.
Foto: Acne

Die gilt es nun mit neuen Kombinationen in den Schatten zu stellen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem kastigen Shirt über hautengen Radlerhosen? Oder einem Schlabber-Shirt zum Maxi-Rock? Nicht alles, was in der deutschen Boulevard-Zeitschrift "Bunte" in der Rubrik "Mode-Flop der Woche" landet, ist auch einer.

Längst verstanden hat das Kanye West, der unlängst auf dem Coachella-Festival mit seinen Jüngern in aufeinander abgestimmten Looks seines Labels Yeezy, übergroßen violetten Shirts, die wie Kutten aussahen, erschien.

Auch Influencerinnen wie die Amerikanerin Reese Blutstein führen vor, dass sich locker fallende T-Shirts bestens mit dem weiblichen Körper vertragen. Zeit wird's, es ihr gleichzutun. (Anne Feldkamp, 25.4.2019)