Opponenten von Abdelfattah al-Sisi behaupten, dass die ägyptischen Behörden die Zahl der Wahlbeteiligten beim dreitägigen Verfassungsreferendum geschönt haben: Kann sein, muss nicht sein. Die angegebenen 44 Prozent sind ja auch nicht gerade ein Dokument eines von Begeisterten getragenen Plebiszits – auch wenn fast 89 Prozent der 44 dafür gestimmt haben, dem Pharao zu geben, was des Pharaos ist: noch mehr Macht.

Ein echter Pharao würde überhaupt keinen Legitimationsbedarf verspüren, aber auch der Aufwand des Sisi-Regimes war nicht allzu groß. Zwar hat man versucht, die Menschen mit Zuckerbrot und Peitsche, Geschenken und Druck, an die Urnen zu bringen, aber das war alles. Niemand hatte die Idee, dass es wünschenswert oder gar nötig sei, das Wahlvolk vorher umfassend über den neuen Verfassungstext zu informieren. Am Dienstag flutschte er durchs Parlament, am Samstag begann die Abstimmung.

Der Kreis hat sich nun geschlossen zu einem Verfassungsreferendum im März 2011, einen guten Monat nach dem Sturz Hosni Mubaraks, bei dem bereits die Amtszeiten des Präsidenten auf zweimal vier Jahre festgelegt wurden. Das wurde auch in den Verfassungen von 2012 und 2014 so belassen. Für Sisi gilt nun eine mögliche Verdopplung der acht Jahre auf sechzehn (2014-2030). Genau so lange war der von ihm verehrte Gamal Abdel Nasser Präsident. Ungefähr so viel wie dieser hält Sisi von Demokratie. (Gudrun Harrer, 24.4.2019)