Ingrid Köck (47) berichtete lange für die Uno aus dem Kongo, Somalia und dem Libanon.

Foto: Torel Boutiques

Sie versteht sich als Europäerin, die zufällig in Portugal ein Hotel führt.

Foto: Torel Boutiques

Im Jahr 2014 kommt die Steirerin Ingrid Köck nach zehn Jahren als UN-Berichterstatterin auf dem afrikanischen Kontinent und später im Libanon von ihrer letzten Mission zurück nach Österreich. Als Erstes kauft sie sich ein Auto und fährt damit nach Portugal, um sich ein wenig umzuschauen in dem Land, das, wie sie sagt "damals mehr als andere in Europa von einer überaus positiven Aufbruchstimmung geprägt war". Was die 47-jährige Journalistin zu diesem Zeitpunkt nicht wissen kann: In der Bar des Torel Palace wird sie auf Barbara Ott, die Direktorin dieses Luxushotels in Lissabon, treffen.

Ott stammt wie Köck aus dem Murtal und ist kurz zuvor bei dem ehemaligen Banker João Pedro Tavares als Teilhaberin eingestiegen. Er hat gerade die verlassene Villa Torel in ein edles Boutiquehotel verwandelt. Die beiden Damen, die sich in der Steiermark nie getroffen haben, verstehen sich blendend und beschließen in Portugal gemeinsame Sache mit Tavares zu machen: Seit 2016 ist Köck Chefin des Torel Avantgarde in Porto, dem zweiten von mittlerweile vier Boutiquehotels, um die sich das Trio kümmert.

Knödelakademie

Bereits im ersten Jahr räumt das Hotel in Porto Auszeichnungen wie den Titel des besten Newcomers durch den Guardian und den "World Luxury Hotel Award" ab. Ist das Köcks Konzept: Als totale Quereinsteigerin alles anders und dadurch richtig zu machen? Sie selbst relativiert: "Meine Oma hat Urlaub am Bauernhof angeboten, meine Eltern führten ein Gasthaus. Ich selbst bin auf die ,Knödelakademie', also eine HBLA, gegangen."

Während ihrer Zeit bei der Uno hätte sie als Mensch wachsen können, was es ihr nun erlaube, die Rolle als Gastgeberin besser auszufüllen. "Hospitality ist heute eine riesige Industrie. Was wir versuchen, ist aus unserer Kleinheit den Vorteil der Flexibilität zu ziehen", sagt Köck. Wenn sie in einem ihrer Häuser sei, versuche sie immer die Außenperspektive, jene des Gasts, einzunehmen und die Dinge den Bedürfnissen anzupassen.

"Ein Hotel ist wie das Leben. Es ist steten Veränderungen unterworfen", meint Köck. Eine Sache sei allerdings unverändert wichtig: ungekünstelte Gastfreundschaft. "Ich denke immer noch an das Lächeln meiner Oma, wenn sie einem Gast die Tür geöffnet hat." (Sascha Aumüller, RONDO, 3.5.2019)

Info: torelboutiques.com