Foto: Kyle Weeks

Marlene Nader kommt ursprünglich, so wie auch das berühmte, dreifach gerollte Meidlinger LLL, aus LLLinz. Das Meidlinger LLL rastete sich dort aus Böhmen kommend ein wenig aus, Marlene Nader brachte mit syrischen Wurzeln mütterlicherseits in LLLinz ihre Geburt, Kindheit und die Matura hinter sich.

Irgendwann sind beide donauabwärts nach Wien gezogen, um dort ihr Glück zu machen. Die 23-Jährige kann und will das bei ihren im breiten Dialekt angelegten Bühnenansagen auch gar nicht verbergen. Da kann einem vor Freude das Herz aufgehen: "Mah, he, echt, he, ihr sats voi supa."

Pop im globalen Sinn

Ansonsten ist die Arbeitssprache, die sie als Mavi Phoenix in ihrer Musik verwendet, Englisch. Im Gegensatz zu den meisten ihrer heimischen Kollegen, die sie nun bei den jährlichen Amadeus Austrian Music Awards treffen wird, weil sie sich dort den heurigen FM4-Publikumspreis abholt, singt und rappt Mavi Phoenix dabei akzentfrei.

Auch ihre großteils im Alleingang produzierte Musik verbreitet keinerlei Stallgeruch, sondern ist im globalen Sinn angelegt, als Pop zwischen den – oder auf allen Stühlen. Folkloristisch aus diversen Weltmusiken geholte Samples und Beats, eine Erdung im Hip-Hop, dazu elegantes Herumeiern auf eingerauchten Synthesizern und quietschender Autotune-Gesang: Ihre Lieder orientieren sich an Vorbildern wie Kanye West, Drake, vor allem an Rolemodel M.I.A.

Songs aus dem Telefon

Die Karriere der seit der Unterstufe mit der Software Garage Band auf dem Laptop ihres Vaters Musik machenden Mavi Phoenix ist nach einer Tournee mit ihren Freunden von Bilderbuch, einigen Streaming-Hits wie Aventura oder Bite sowie diversen Auslandsgastspielen gut aufgestellt. Sie konzertierte mit kleiner Liveband und sehr viel Klappcomputer schon in Barcelona beim Primavera- oder in Dänemark beim Roskilde-Festival, in Paris, London oder Los Angeles sowieso.

An das Albumformat und die CD als physischen Tonträger mag sie als Kind ihrer Zeit nicht mehr glauben. Junge Leute hören heute nur noch einzelne Songs aus dem Taschentelefon. Apropos Geld: Ihre Musik kam europaweit auch schon in einem Werbespot der kreischbunten Modemarke Desigual zum Einsatz. Das merkt man ihren burschikosen Street-Style-Outfits dankenswerterweise nicht immer an. Ein WG-Zimmer in Wien und eine lange Pause beim lustlos begonnenen Studium der Politikwissenschaften gehen sich also aus. (Christian Schachinger, 24.4.2019)