Der Riesenmanta ist die größte der über 600 Arten von Rochen.
Foto: Patrik Neckman, via Wikimedia Commons

Mit einer Spannweite von bis zu sieben Metern sind Riesenmantas (Mobula birostris) majestätische Erscheinungen – und auch ihre Wanderungen sind großdimensioniert. Auf ihren Migrationswegen, die zumeist auf hoher See verlaufen, gibt es aber verschiedene Arten von Fixpunkten, die sie auch in Küstennähe bringen können: reichhaltige Futterplätze ebenso wie sogenannte Putzerstationen an Riffen, an denen ihnen Kleinfische Parasiten vom Körper abweiden; und dazu kommen Gebiete, in denen die Mantas ihre Jungen zur Welt bringen.

Einige solcher "Kinderstuben" hat man bereits identifiziert – eine mögliche neue haben nun Forscher der US-amerikanischen Duke University im Fachjournal "Ecology" vorgestellt. Sie liegt im nördlichen Teil des zu Mexiko gehörenden Golfs von Kalifornien, einem langgestreckten Nebenmeer des Pazifiks, das zugleich die Heimat des seltensten Wals der Welt ist, des nur eineinhalb Meter langen Vaquita.

Grausiger Fund

Im April 2014 besuchte Leo Chan Gaskins von der Duke University, Autor der nun veröffentlichten Studie, die Region und machte in einem Fischerdorf einen makabren Fund: Dutzende tote Riesenmantas, die sich in Stellnetzen verfangen hatten und aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts von bis zu zwei Tonnen von den Fischern auch nicht mehr befreit werden konnten.

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Dieser Manta-Transport, der 2011 zwecks Wiederansiedlung im Gebiet der Bahamas durchgeführt wurde, verdeutlicht die Schwierigkeiten mit der Handhabung.
Foto:Atlantis Paradise Island Resort, Tim Aylen/AP/dapd

Als die Kadaver aufgeschnitten wurden, zeigte sich, dass jedes einzelne Weibchen ein Jungtier im Leib trug. Die Manta-Babys waren annähernd vollständig entwickelt – eines war sogar ins Netz hineingeboren worden. Es konnte noch rechtzeitig befreit, wiederbelebt und im Meer ausgesetzt werden. Die Präsenz derart vieler Weibchen, die alle hochträchtig waren, wertet Gaskins als klares Indiz dafür, dass es sich um eine der Regionen handelt, in denen Riesenmantas ihre Jungen zur Welt bringen.

Dafür spreche auch, dass dort zu dieser Jahreszeit eine besonders hohe Dichte von Leuchtgarnelen der Spezies Nyctiphanes simplex auftrete. Diese Kleinkrebse gehören zum Krill und sind eine bevorzugte Nahrung der Mantas. Mit ihren an Hörner erinnernden Kopfflossen, denen sie den Namen "Teufelsrochen" verdanken, schaufeln sich die Mantas krillhaltiges Wasser ins Maul: So wie die größten Wale und die größten Haie ernähren sich auch die größten Rochen von Kleinlebewesen.

Kurz-, mittel- und langfristig betrachtet

Kurzfristig ist der Tod so vieler Mantamütter eine Tragödie, erklärt Gaskins. Die riesenhaften Knorpelfische erreichen erst spät die Geschlechtsreife und tragen während einer Trächtigkeit immer nur ein Junges aus, das bei seiner Geburt selbst schon einen Meter misst. Entsprechend langsam erholen sich Populationen nach einem Verlust.

Mittelfristig könnte die Entdeckung aber helfen, Fischfang und Artenschutz in der Region besser aufeinander abzustimmen. Immerhin haben auch die Fischer kein Interesse daran, dass ihnen die Meeresriesen die Netze ruinieren oder die Fische vertreiben, auf die sie es eigentlich abgesehen haben.

Langfristig könnte den Mantas dennoch Gefahr drohen: Während Rochen in Mexiko als Fang so gut wie keinen Wert haben, werden sie in Ostasien – wie annähernd alles, was kreucht und fleucht – als Rohmaterial für Pseudomedizin herangezogen und ausschließlich wegen ihrer Kiemen gefangen und getötet. Und die Preise dafür steigen, warnt Gaskins – es sei also von entscheidender Bedeutung, rechtzeitig Schutzbestimmungen in sensiblen Regionen wie dem Golf von Kalifornien zu erlassen. (jdo, 4.5.2019)