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Mehr oder weniger unberührter Regenwald in Brasilien rund um abgeholzte Flächen, auf denen nun Sojabohnen angebaut werden.
Foto: REUTERS / Paulo Whitaker

Es ist schlimm genug, dass die Menschheit in nach wie vor steigende Mengen Kohlendioxid und andere Treibhausgase in die Atmosphäre bläst. Aus diesem Grund ist die atmosphärische CO2-Konzentration vom vorindustriellen Wert von 280 ppm CO2 auf mittlerweile über 400 ppm gestiegen. Als besondere Verschärfung kommt freilich noch hinzu, dass wir gleich auch noch die grünen Lungen des Planeten schädigen, die dazu beitragen, das CO2 wieder aus der Luft zu holen und die den Treibhausgasanstieg zu bremsen.

Die Geschwindigkeit, mit der wir Menschen den Planeten nach und nach kahlschlagen, ist atemberaubend, wie der jüngste Bericht des in Washington ansässigen World Resources Institute zeigt, bei dem rund 100 Wissenschafter mitarbeiten: Allein 2018 gingen 120.000 Quadratkilometer tropischer Wald verloren, so die am Bericht beteiligten Forscher, die für die Zusammenstellung der auf Global Forest Watch abrufbaren Daten verantwortlich sind.

Österreich plus Schweiz minus Burgenland

Diese zwölf Millionen Hektar entsprechen beinahe der Fläche von Österreich (knapp 84.000 Quadratkilometer) und der Schweiz (41.000 Quadratkilometer) zusammengenommen – oder einer abgeholzten Fläche von 30 Fußballfeldern pro Minute. Die Fläche unberührten tropischen Waldes, die gerodet wurde, ist mit 36.400 Quadratkilometern größer als die Belgiens (knapp 31.000 Quadratkilometer).

Die Verlaufskurve des globalen tropischen Waldverlusts seit 2001.

Zwar gibt es seit 2001, dem Beginn von Global Forest Watch, über drei Jahre Jahre gemittelt und geglättet einen stetigen leichten Anstieg. Ein paar Trends lassen aber doch auch ein wenig hoffen. So sind die Zahlen seit dem traurigen Rekordjahr 2016 zurückgegangen, als vor allem in Brasilien wegen der Trockenheit gigantische Flächen riesigen Waldbränden zum Opfer fielen. Dennoch war die Fläche der gerodeten oder verbrannten tropischen Wälder im Jahr 2018 immer noch die vierthöchste seit Beginn der Untersuchungen im Jahr 2001.

Neue Schwerpunktregionen

Zudem zeigen die am Donnerstag veröffentlichten Zahlen, dass sich die Schwerpunktregionen der Abholzung verlagert bzw. diversifiziert haben: Waren 2002 Brasilien und Indonesien noch für 71 Prozent der in diesem Jahr abgeholzten Tropenwaldfläche verantwortlich, waren es 2018 nur noch 46 Prozent. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass man in Indonesien den Waldverlust zwischen 2016 und 2018 um 63 Prozent verringern konnte. Dort scheinen neue Schutzmaßnahmen tatsächlich zu greifen. Womöglich half aber auch das feuchte Wetter, das Waldbrände verhinderte.

Die erfreuliche Entwicklung Indonesiens seit 2016.

Bedenklich sind hingegen die rezenten Trends in Afrika. In Westafrika stieg die Abholzung besonders stark an: in Ghana im Vergleich zu 2017 um 60 Prozent, in der Elfenbeinküste um 26 Prozent. Auf Madagaskar wurden im Vorjahr nicht weniger als zwei Prozent des gesamten unberührten Regenwalds geopfert. Und die Republik Kongo ist mittlerweile nach Brasilien jenes Land, wo die größten Flächen tropischen Waldes verschwindet.

Die unklare Zukunft von Brasiliens Wäldern

Offen ist auch, wie es in Brasilien weitergehen wird, wo es nach wie vor die größten Tropenwaldbestände gibt. Das Land wird seit 1. Jänner dieses Jahres vom rechtspopulistischen Politiker Jair Bolsonaro regiert. Der Ex-Militär ließ bereits während des Wahlkampfs immer wieder verlauten, dass für ihn der tropische Regenwald eher Rohstoffquelle als Lebensraum ist. (tasch, 25.4.2019)