Die – langfristigen – Vorteile für die Hardwarehersteller sind klar: Die eSIM verbraucht deutlich weniger Platz als ein Nano-SIM. Für die Konsumenten ist die Situation derzeit hingegen reichlich durchwachsen.

Foto: T-Mobile

Mobilfunker und große Hardwarehersteller scheinen sich einig: Die elektronische SIM-Karte (eSIM) stellt die Zukunft dar. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Apple in seinen aktuellen iPhones entsprechende Komponenten verbaut, in der Android-Welt setzt unter anderem Google mit seiner Pixel-Reihe auf die eSIM. In Österreich experimentierte "3" schon seit einiger Zeit mit frühem eSIM-Support, den offiziellen Standard unterstützt man seit Anfang November vergangenen Jahres. Ein paar Tage schneller war in dieser Hinsicht sogar T-Mobile, wo die eSIM seit Ende Oktober angeboten wird.

A1 ist da

Rund ein halbes Jahr später folgt nun A1: Seit Mittwoch ist es bei dem österreichischen Mobilfunker möglich, eine eSIM zu beantragen. Auf der zugehörigen Webseite streicht man die damit einhergehenden Vorteile heraus: Eine Plastikkarte wird künftig nicht mehr benötigt, und auch das Einlegen einer SIM-Karte sei nicht mehr notwendig.

A1

Wer mit dem Thema bereits vertraut ist, dem wird auffallen, dass ein ursprünglich vielerorts beworbener Vorteil in dieser Aufzählung fehlt: Nämlich die Möglichkeit eine eSIM online zu beantragen und umgehend herunterzuladen. Das ist auch kein Zufall: Denn die Online-Aktivierung ist bei A1 nicht möglich, stattdessen müssen eSIM-Interessierte diese direkt in einem Shop beantragen oder sich einen QRCode zur Freischaltung auf dem Postweg zuschicken lassen.

Rückzug

Und das bildet keine Ausnahme: Im Stillen haben nämlich mittlerweile auch T-Mobile und "3" die Möglichkeit der Online-Aktivierung wieder entfernt. Dies bestätigen die Mobilfunker auf Nachfrage des STANDARD. Grund dafür seien Betrugsfälle, Details will man auch auf Nachfrage nicht nennen. Von Seiten "3" heißt es sogar, dass man dazu aus datenschutzrechtlichen Gründen nichts sagen dürfe. Einen Termin, wann dieses Feature wieder verfügbar sein wird – oder ob es überhaupt wieder kommt, will man ebenfalls nicht nennen.

Viele Einschränkungen

Klar ist aber, dass dies die Nützlichkeit der eSIM deutlich reduziert. Die Möglichkeit auf die Schnelle zu einem anderen Gerät zu wechseln entfällt damit komplett – selbst wenn man davon ausgeht, dass ein zweites Smartphone mit eSIM-Support vorhanden ist. Besonders unangenehm könnte dies bei einer Beschädigung des eigenen Geräts auf Reisen werden, wo man dann eigentlich keine Möglichkeit mehr hat, auf ein anderes Smartphone zu wechseln – und somit über die eigene Telefonnummer nicht mehr erreichbar ist. Außer man nimmt den ursprünglich ausgedruckten QRCode auf Reisen mit, was alleine schon aus Sicherheitsgründen kaum ratsam erscheint.

Dual-SIM in deutlich abgespeckter Form

Für die Konsumenten bedeutet dies, dass sie in der aktuellen Situation genau überlegen sollten, ob sie wirklich auf eine eSIM wechseln wollen. Das gilt für A1-Kunden sogar noch mehr als für die anderer Provider. Ist doch für Nutzer der aktuellen iPhone-Generation vor allem die Möglichkeit interessant, die eSIM parallel zu einer klassischen SIM-Karte im selben Smartphone betreiben zu können – also ein Dual-SIM-Betrieb. Das fällt aber zumindest bei direkt von A1 gekauften Geräten weitgehend flach, wie LTEForum.at betont: Da diese einen Netlock besitzen, lässt sich neben der A1-eSIM dann auch nur eine A1-Nano-SIM betreiben – was dieses Feature für die meisten wohl sinnlos macht. (Andreas Proschofsky, 25.4.2019)