Wien – Ob mit dem Biotech-Osteoporosemedikament Denosumab erblich bedingter Brustkrebs teilweise verhindert werden kann, soll eine Untersuchung des österreichischen ABCSG-Netzwerkes klären. "Die Studie ist auf fünf Jahre angelegt. Es geht um noch gesunde Frauen mit Mutationen im BRCA1-Gen. Sie haben ein jährliches Risiko für die Entstehung eines Mammakarzinoms von 1,8 Prozent. Es werden 2.950 Patientinnen aufgenommen. Die Teilnehmerinnen erhalten alle sechs Monate eine Denosumab-Injektion oder ein Placebo", sagt Christian Singer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Senologie (ÖGS) und Gynäkologe am Wiener AKH.

Der monoklonale Antikörper als Hemmstoff für den sogenannten RANK-Liganden (RANKL) wird weltweit in der Behandlung der Osteoporose eingesetzt. Frühere präklinische Studien des österreichischen Biotechnologieforschers Josef Penninger und erste klinische ABCSG-Untersuchungen (Österreichische Studiengruppe für Brust- und Dickdarmkrebs) haben starke Hinweise dafür gebracht, dass Denosumab neben seinem Effekt auf die Osteoporose auch beim Mammakarzinom eine positive Wirkung aufweist.

Der Wirkstoff soll jetzt präventiv bei Frauen mit BRCA1-Mutationen getestet werden. "Diese Frauen haben ein 80-prozentiges Risiko für ein Mammakarzinom und ein 50-prozentiges Risiko für ein Ovarialkarzinom", erklärt Singer. Bisher gibt es als Präventionsmaßnahme nur die chirurgische Entfernung des Brustgewebes bzw. der Eierstöcke.

Neue medikamentöse Behandlung

Seit wenigen Tagen ist auch in Europa der erste sogenannte PARP-Inhibitor (Olaparib) in der medikamentösen Behandlung des metastasierten Mammakarzinoms durch BRCA1- oder BRCA2-Genmutationen zugelassen. "Das trifft auf etwa zehn bis 15 Prozent der Mammakarzinompatientinnen zu", sagt der Wiener Onkologe Günther Steger von der Med-Uni Wien. "Dies ist ein großer Fortschritt im Vergleich zu einer zytostatischen Therapie." Mit einer ähnlichen Substanz läuft derzeit eine große internationale ABCSG-Studie zur Verhinderung der Ausbildung von Metastasen bei bestimmten Brustkrebspatientinnen.

Die Grundlage für alle diese Fortschritte bilden genetische Untersuchungen. Hier wünschen sich österreichischen Experten einen möglichst breiten Zugang der Österreicher für der Erfassung genetischer Krebsrisiken, darunter auch jene für Brustkrebs. "Wir müssen diese Familien möglichst früh entdecken. Dazu muss die Erfassung auch in den niedergelassenen Sektor, zum Beispiel zu den niedergelassenen Gynäkologen, kommen", fordert Singer. Die Konzentration auf nur einige wenige Zentren könne das nicht leisten. In Deutschland gibt es derzeit dafür fast 230 Kliniken in einem Netzwerk, niedergelassene Ärzte sollen qualitätskontrolliert eingebunden werden. Das System zahlen dort mittlerweile die Krankenkassen. (APA, 26.4.2019)