Hans Pum schlägt aus der Reihe, hört mit 65 im ÖSV auf.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Innsbruck – "Umstrukturierungen im ÖSV-Leistungssport." So lautete der Betreff der jüngsten "ÖSV-Medieninfo", mit der Toni Giger als neuer Sportdirektor, Patrick Riml als neuer alpiner Cheforganisator und Christian Mitter als neuer alpiner Cheftrainer präsentiert wurden. Mit Lebensläufen, mit Stimmen, mit einem gemeinsamen Foto der drei Neuverpflichteten. Kurz: mit allem Drum und Dran.

Das kam ganz anders daher als die "ÖSV-Medieninfo" am 11. April. Betreff: "Zukunft des Langlaufsports im ÖSV". Wen dieses Thema nicht interessierte, der hatte leicht die letzten drei Sätze der Aussendung übersehen können, die da lauteten: "Mit einer überraschenden Ankündigung wartete Sportdirektor Hans Pum auf. Er teilte der Präsidentenkonferenz mit, dass er mit Ende Juli 2019 sein Amt zurücklegen und nach über 40 Jahren seine Tätigkeit im ÖSV beenden wird. Bis zu diesem Zeitpunkt wird Hans Pum sein Amt voll ausüben."

Versteckt

Hans. Pum. Beendet. Seine. Tätigkeit. Hans Pum, der seit 1977 für den ÖSV tätig ist. Als Konditionstrainer, Techniktrainer, Herren-Rennsportleiter, Marketingdirektor, Sportdirektor Alpin und Sportdirektor für alle ÖSV-Sparten. Als Pum Alpindirektor war, 1996 bis 2010, haben die Alpinen nicht weniger als 38 Olympiamedaillen gewonnen, davon zehn in Gold, sowie 62 WM-Medaillen, davon 20 in Gold, und 62 Weltcupkugeln, davon elf für den Gesamtweltcup. Und als Sportdirektor für alle ÖSV-Sparten hat Pum für weitere 28 Olympiamedaillen (davon acht Gold), 81 WM-Medaillen (32 Gold) und 45 Kugeln (13 Gesamt) mitverantwortlich gezeichnet.

Peter Schröcksnadel und Hans Pum.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Drei Sätze am Ende einer Langlaufaussendung. Mehr war nicht drin, mehr ist sich für den so erfolgreichen Verbandsfunktionär Pum nicht ausgegangen. Keine Erfolgsbilanz, keine Stimmen, kein Foto. Das hat viele überrascht, jedenfalls mehr überrascht als sein Rückzug an sich, den er wenige Wochen nach seinem 65. Geburtstag (4. Juli) vollziehen wird. Mag freilich sein, dass man im ÖSV da noch nicht vom üblichen Pensionsantrittsalter reden kann, Präsident Peter Schröcksnadel etwa wird im Juli 78 Jahre alt, Pressechef Jo Schmid ist ein Jahr jünger, Generalsekretär Klaus Leistner vier Jahre jünger.

Schröcksnadel ist seit 1990 im Amt und bis 2020 gewählt. Ob er sich nächstes Jahr tatsächlich zurückzieht, könnte auch davon abhängen, ob Saalbach-Hinterglemm im Mai 2020 mit der Ausrichtung der alpinen WM 2025 betraut wird.

"Verschiedene Meinungen"

Allein Schröcksnadel war von Pum vorab informiert worden, dieser sagte im Gespräch mit der Austria Presse Agentur (APA), er habe seinen "Entschluss, dass es besser ist, dieses Amt zurückzulegen, im Zuge der Umstrukturierungen gefasst". Und weiter: "Da gibt es auch verschiedene Meinungen, und man muss zu seiner Meinung zu 100 Prozent stehen, da muss man sich entscheiden."

Am Donnerstag sagte Pum dem STANDARD, es habe ihn "nicht gestört" und auch "nicht verwundert", wie der ÖSV auf seine Ankündigung reagierte oder eigentlich nicht reagierte. "Es passiert früher als gedacht, das hat sich so ergeben, wahrscheinlich überraschend für den Pressechef."

Toni Giger (56) folgt Pum als Sportdirektor im Skiverband.
Foto: APA/EXPA/ERICH SPIESS

Einen Monat vor Pums tatsächlicher Abdankung wird Ende Juni eine ÖSV-Länderkonferenz stattfinden. Dies ist der Rahmen, in dem jedenfalls verdiente Aktive traditionell geehrt werden. Von ÖSV-Präsident Schröcksnadel war am Donnerstag zu erfahren, dass natürlich auch für Pum eine Ehrung angedacht ist. Dieser sagt: "Ich bin sowieso bis Ende Juli da." Mit seinem Nachfolger Giger habe er "viel zu tun". Es gebe laufend Gespräche und Sitzungen, Informationen werden natürlich weitergegeben.

"Meine Verabschiedung", sagt Hans Pum dem STANDARD, "ist nicht vorrangig." Damit spricht er wahrscheinlich auch für den Skiverband, dem er seit dem Jahr 1977 und noch bis Ende Juli dient. (Fritz Neumann, 26.4.2019)