Salzburg/Wien – Fleißiges Wiederholen verankert Lerninhalt im Gehirn – das wissen die meisten von uns wohl noch aus der Schulzeit. Nun hat ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung diese Alltagserfahrung erneut auch wissenschaftlich untermauert. Wenn man den Lernstoff häufig wiederholt, verlagert er sich sogar schneller als bisher gedacht ins Langzeitgedächtnis. Dort bleibt er aber nur verlässlich, wenn man nach dem Lernen mehrere Stunden schläft. Ansonst gleiten sie wieder in die für Kurzzeitspeicherung zuständige Hirnregion zurück, berichten die Wissenschafter im Fachjournal "Science Advances".

Lea Himmer und Monika Schönauer von der Universität Tübingen (Deutschland) ließen gemeinsam mit Kollegen vom Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften der Universität Salzburg Probanden mittels sieben Mal Durchlesen eine Liste von 28 Hauptwörtern auswendig lernen. Sie zeichneten dabei ihre Gehirnaktivität mit einem Magnetresonanztomographen auf.

Rasant in den Langzeitspeicher

Bereits nach einer Stunde war das Gelernte von der Kurzzeitspeicherregion, dem Hippocampus, in den Bereich für Langzeitspeicherung, dem Scheitellappen der Großhirnrinde verschoben worden, sagte der Salzburger Schlafforscher Manuel Schabus. Bisher hatte man angenommen, dass dafür Tage bis Wochen nötig sind.

Die Hälfte der Probanden schlief anschließend für sieben Stunden, die anderen blieben wach. Durch den Schlaf war das Erlernte bereits im Langzeitspeicher in der Großhirnrinde (Neocortex) gleichsam eingemeißelt worden, erklärte Schabus: "Ohne Schlaf sprang das frische Gelernte quasi wieder in den fragilen Zustand im Hippocampus zurück". Schlaf hilft demnach, Erinnerungen und Lernstoff rapide einzuprägen und schafft dadurch zugleich im Kurzzeitgedächtnis Platz für neue Inhalte.

"Damit zeigen wir, dass im Schlaf Gedächtnisprozesse ablaufen, die über das reine Wiederholen hinausgehen. Lernwiederholungen können langfristige Gedächtnisspuren anlegen. Ob die Inhalte unabhängig vom Hippocampus dauerhaft gespeichert werden können, hängt jedoch entscheidend von einer Schlafphase ab", sagt Himmer. (red, APA, 25.4.2019)