Früher waren die Bagger nur für den Schotter da, der dann anderswo für den Bau von Häusern und Straßen verwendet wurde. Heute sind auch wieder die Bagger da, die Häuser und Straßen werden aber gleich hier, rund um den Schotterteich in der burgenländischen Gemeinde Kittsee, errichtet. Laut Informationen aus dem Gemeindeamt wurden in den vergangenen vier Jahren bereits 85 Prozent der Fläche bebaut.

Laut Projektentwickler Christian Scherf, der gemeinsam mit dem Land Burgenland eigene Bebauungsrichtlinien für den Seepark in die Wege geleitet hat, sind alle Grundstücke verkauft. Erschlossen wurde das Areal unter anderem mit einer Vakuumkanalisation, um die Gefahr von Verunreinigungen gering zu halten. Zu den Käufern zählten 50 Prozent Slowaken, rund 20 Prozent Einheimische, der Rest sind laut Scherf Wiener. Die für ihre 30.000 Marillenbäume bekannte Gemeinde galt lange als eine der zuzugstärksten Österreichs.

Die Reihenhäuser der EBSG (Erste Burgenländische Gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft) im Seepark Kittsee wurden bereits vor zwei Jahren übergeben – in Massivbauweise mit Keller-, Erd- und Obergeschoß. Auf dem Areal davor entstehen Einfamilienhäuser in erster Reihe, direkt am Wasser.
Foto: ad2 architekten ZT KG

"Unsere wirklichen Assets sind die Nähe zu Bratislava und die schöne Skyline der Stadt", so Scherf, dem beim Gesamtkonzept harmonierende Baukörper mit Flachdächern und abgestimmte Farbgestaltung in hellen Farben wie Weiß und Grau wichtig waren. "An einem kleinen See, wo jedes Haus sichtbar ist, ist ein einheitliches Erscheinungsbild wichtig." Die burgenländische Bauordnung hätte in diesem Fall zu viele Freiheiten zugelassen.

Eigenheiten der Seebebauung

Die Eigenheimbesitzer dürfen Zäune nur in bestimmter Höhe errichten, der Strandbereich muss freigehalten werden. Sie sind zudem zur Reinhaltung verpflichtet, Spritzmittel oder Humus dürfen nicht ins Wasser gelangen. Eventuelle Reinigungen müssen die Eigentümer bezahlen.

Erst vor kurzem fand der gemeinsame Frühjahrsputz der Eigentümer statt. "Das fördert die Gemeinschaft", so Scherf. Auf 50 Euro pro Monat und Eigentümer beläuft sich eine Verwaltungsabgabe, u. a. zur Pflege der Grün- und anderen Allgemeinflächen. Laut dem Projektentwickler ist übrigens nicht jeder künstliche See zur Bebauung geeignet: "Wenn der Grundwasserspiegel um einige Meter schwankt, schauen die Hausbewohner in ein Loch, wenn sich das Wasser zurückzieht." Beim See in Kittsee ist das nicht zu befürchten; 30 Zentimeter Schwankung sind verkraftbar.

Schmale Grundstücke

Auch bei der Kalkulation galt es, findig zu sein: "Manche Projektentwickler scheitern, weil sich zu breite Seegrundstücke niemand leisten kann", so Scherf. Vor ihm seien bereits zwei am Projekt gescheitert. Er hat den Seepark in Kittsee daher vom Haus ausgehend entwickelt: Es ging darum, zu schauen, wie schmal ein Haus sein darf, damit es als solches funktioniert.

Das Ergebnis waren sechs Meter, was eine Grundstücksbreite von 13 Metern ermöglichte. Daher liegen die Grundstückspreise in erster Reihe zwischen 120.000 und 180.000 Euro. Die Käufer erwerben damit ein grundbücherlich besichertes Eigentum am fünfeinhalb Hektar großen Badesee, an den allgemeinen Grünbereichen sowie an der Straßenfläche.

Auch ein gemeinnütziger Bauträger setzt im Seepark auf Projekte. Im Mai 2017 übergab die EBSG (Erste Burgenländische Gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft) die Schlüssel für 16 freifinanzierte Mietreihenhäuser mit Eigentumsoption in zweiter Reihe und Seezugang. "Die Lage ist wunderschön, aber doch etwa eine Autostunde entfernt von Wien", heißt es von der EBSG. Daher sei ein Großteil der Mieter Slowaken – Bratislava ist nur eine Viertelstunde entfernt.

Geplant wurde das Projekt vom burgenländischen Architekturbüro ad2 Architekten. Die Eigenmittel für die Mieter lagen bei rund 65.000 Euro, die monatliche Miete beläuft sich auf ca. 850 Euro. Die Genossenschaft hat sich am See noch ein zweites Grundstück in erster Reihe gesichert, die Pläne dafür sind noch offen.

Zugang für die Bürger

Johannes Hornek (ÖVP), seit eineinhalb Jahren Bürgermeister von Kittsee, betont, dass er mit der Umwidmung des Grundstücks nichts zu tun hatte. Dass der ehemals gewerblich genutzte Schottersee nun aufgrund der Bebauung seit kurzem einen öffentlichen Seezugang hat, sieht er aber positiv: "Jeder Hauptwohnsitzer in Kittsee kann sich bei der Gemeinde einen Schlüssel für den Badebereich holen und den See auf eigene Gefahr genießen. Das ist eine Bereicherung für die Bürgerinnen und Bürger."

Die offizielle Badesaison geht von Anfang Mai bis Ende September. Der gemeindeeigene Badebereich wird mit Bojen begrenzt. In der Badeordnung wird darauf hingewiesen, dass der Rest des Areals privat ist und nicht betreten werden darf.

Viermal im Jahr wird die Wasserqualität des Sees, der vom Grundwasser gespeist wird, untersucht. Die Werte sind laut Bürgermeister Hornek immer sehr gut. In unmittelbarer Nähe liegen die Brunnen für das Römerquelle-Mineralwasser, das Naturschutzgebiet der Parndorfer Heide und der Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel.

Insgesamt gehört rund ein Viertel der Gesamtfläche am Seepark, darunter Grünflächen und ein Kinderspielplatz, der Gemeinde Kittsee. Die Fläche ist und bleibt damit öffentlich zugänglich. Damit werde laut Bürgermeister Johannes Hornek auch die Akzeptanz der Bevölkerung für die Projekte gewahrt. (Marietta Adenberger, 28.4.2019)