Fahrrad fahren, und das gerne weniger schweißtreibend – das stößt bei immer mehr Menschen auf Gegenliebe.

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Noch kommt die größte Menge an Lithium-Ionen-Batterien aus Rasenmähern, Akkuschraubern und Co. In einigen Jahren wird die Zahl, die aus Fahrzeugen wie Fahrrädern oder Scootern kommt, mengenmäßig diese Batterien ablösen.

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Dem E-Bike gehört nicht nur die Zukunft, sondern die Gegenwart. 2017 waren knapp 30 Prozent der verkauften Drahtesel in Österreich strombetrieben. Ein Jahr später griffen noch mehr Sportbegeisterte zum Fahrrad mit elektrischem Hilfsmotor. Etwa 150.000 Stück brachte der Handel unter die Leute. Jedes dritte neu verkaufte Fahrrad ist damit mit Akku ausgestattet.

Dazu kommen E-Motorräder und die kaum noch zu bremsenden E-Scooter. Die starke Zunahme der E-Mobilität macht die Frage des Recyclings und der Entsorgung der gebrauchten Lithium-Ionen-Akkus von einem Randthema zu einer großen, offenen Frage. Allein für den Zeitraum bis 2030 rechnet Ajay Kochhar, Chef des kanadischen Batterie-Recycling-Start-ups Li-Cycle, mit einem Abfallvolumen von elf Millionen Tonnen Lithium-Ionen-Batterien.

E-Scooter und E-Bikes

Noch kommt die größte Menge aus Rasenmähern, Akkuschraubern und Co. 2024/25 wird die Zahl, die aus Fahrzeugen wie Fahrrädern oder Scootern kommt, mengenmäßig diese Batterien ablösen, sagt Ralf Mittermayr, Sprecher des Vorstandes des Entsorgers Saubermacher. Was damit auf die beteiligten Player – Handel, Erzeuger, Entsorger – zukommt, scheint noch nicht allen so richtig bewusst geworden zu sein. Sportartikelerzeuger und Fachhandel jubeln, denn es sind die E-Bikes, die die Verkaufszahlen in die Höhe treiben. Sie sorgen auch für klingelnde Kassen. Noch nie war der Anteil der Fahrradbranche am Gesamtumsatz mit Sportartikeln in Österreich so hoch wie 2018. Auch das ist unter anderem den E-Bikes zu verdanken.

Wo die Akkus landen, damit befasst man sich derzeit eher am Rande. Bei der Cooperative Fahrrad in Wien zeigt sich eine Sprecherin ob des Themas nicht gerade begeistert. Komme etwa ein defekter Akku zurück, müsse er ordentlich gelagert werden, um ihn dann später zu entsorgen. Das sei eigentlich Gefahrgut. "Das wird jetzt sukzessive kommen, weil jetzt die ersten Akkus kaputtgehen. Ich glaube, da hat man sich jetzt einmal noch nicht so viel überlegt."

Wenig Rücklauf

Ganz so stimmt das nicht. Seit rund zehn Jahren ist eine relevante Zahl der zweirädrigen Stromer auf dem Markt. Noch ist der Rücklauf an Lithium-Ionen-Batterien, wie sie in E-Bikes verwendet werden, relativ gering, sagt Thomas Maier. Das hätte mit ihrer vergleichsweise langen Lebensdauer zu tun, so der Geschäftsführer der ARA-Tochter Elektro Recycling Austria (ERA), Recycling-Spezialist für Elektroaltgeräte und Batterien.

Was diese betrifft, so gibt es offenbar unterschiedliche Einschätzungen. Maier geht von bis zu 2000 Ladezyklen aus, im Handel spricht man von rund einem Viertel – was etwa fünf bis sechs Jahre bedeuten würde, heißt es etwa bei Intersport. Hersteller wie KTM sprechen von rund 50.000 Kilometern, ehe die Ladekapazität auf rund 70 Prozent sinkt. Bei einer durchschnittlichen Kilometerzahl von rund 3000, die der Österreicher im Durchschnitt mit dem Fahrrad zurücklege, seien viele wohl noch unterwegs, heißt es bei KTM.

Wieviele Akkus der ersten E-Bike-Generation tatsächlich noch im Einsatz sind, ist also nicht so einfach festzustellen. Die Batterieverordnung schreibt ganz grundsätzlich eine Sammelquote vor, die auch erfüllt wird. 45 Prozent aller in den Verkehr gebrachten Batterien müssen zurückkommen.

Im Restmüll oder daheim gelagert

Wie viele E-Bike-Batterien darunter sind, weiß man nicht. Eine Sammelmenge hat man bei der ERA noch nicht erfasst. Was Saubermacher-Vorstandssprecher Ralf Mittermayr sagen kann: Während sechs Prozent der Lithium-Ionen-Batterien im Recycling landen, kommen 30 Prozent in den Verkehr.

Und was passiert mit dem Rest? Der landet wohl im Restmüll, lagert daheim irgendwo. "Aber wir haben auch schon welche im Biomüll gefunden", sagt Mittermayr. Dabei ist das gar nicht ungefährlich. Denn bei Lithium-Ionen-Batterien besteht erhebliche Brandgefahr.

Deswegen wurde im Vorjahr die Fahrradbatterie von Rechts wegen zur Haushaltsbatterie erklärt. Das bedeutet, dass der Konsument sie (anders als Akkus von E-Autos oder E-Motorrädern) auch bei Altstoffsammelstellen, etwa bei der MA 48 in Wien oder bei den Sammelstellen der Gemeinden, gratis abgeben kann. Auch weil davon ausgegangen wird, dass sie dort fachgerecht – mit abgeklebten Polen in speziellen Behältern mit Druckluftventil – gelagert werden. Die Vorkehrungen kommen zur rechten Zeit: 2017 wurden in Wien elf E-Bike-Akkus abgegeben, 2018 waren es bereits 132.

Ein Akku auf Reisen

ERA-Geschäftsführer Maier geht davon aus, dass derzeit die größte Zahl der Altakkus beim Fahrradhandel zurückgegeben wird. Der muss sie zurücknehmen, sofern der Kunde ein neues E-Bike bei ihm kauft. Grundsätzlich entscheiden sich die Kunden nach Erfahrung mancher Händler eher für ein neues E-Bike als dafür, den Akku zu tauschen, auch wenn das wenig Aufwand wäre: Schon aufgrund des hohen Preises eines Akkus (mit 800 bis 1000 Euro ist zu rechnen, Anm.), heißt es etwa bei Intersport. Man verkauft dort aber auch sehr häufig Zusatzakkus, die die Kunden etwa mit auf Reisen nehmen.

Von den Händlern jedenfalls sollten die Batterien wiederum an die Hersteller zurückgegeben werden und von dort aus an Entsorgungsbetriebe wie Saubermacher. Hersteller wie etwa der oberösterreichische Fahrradhersteller KTM zahlen bei den Entsorgungskosten mit, sie führen an die ERA einen Pauschalbetrag ab, im siebenstelligen Bereich", wie KTM-Geschäftsführer Stefan Limbrunner sagt. Bei befugten Entsorgern wie etwa Saubermacher landen die Batterien dann. Die Steirer haben für das Recycling von Lithium-Ionen-Akkus im Vorjahr eine neue Anlage in Bremerhaven eröffnet, und dort drei Millionen Euro investiert. Nicht ganz ohne Risiko, denn derzeit sind die verwertbaren Mengen noch viel zu klein für eine wirtschaftliche Verwertung.

Kobalt, Nickel und Mangan werden in Bremerhaven bereits recycelt. Beim Lithium ist die Menge noch zu klein. Das könnte sich allerdings bald ändern. (Regina Bruckner, 27.4.2019)