Die höchste Teilzeitquote hat der Gesundheits- und Sozialbereich mit 50 Prozent. Dort arbeiten auch besonders viele Frauen.

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Wien – Österreich ist ein Land der Teilzeitbeschäftigten. Fast 1,1 Millionen Menschen waren 2018 teilzeitbeschäftigt – davon rund 200.000 Männer und 885.000 Frauen. Damit sind acht von zehn Teilzeitjobs hierzulande in Frauenhand. Statistisch gesehen, ist die typische Teilzeitbeschäftigte zwischen 35 und 44 Jahre alt, hat eine berufsbildende mittlere Schule absolviert, zwei bis drei Kinder zur Welt gebracht und arbeitet als Angestellte im Gesundheits- und Sozialbereich, sagt Ifes-Sozialforscher Reinhard Raml am Freitag in Wien.

Raml hat sich für den Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK OÖ) mit der Frage beschäftigt, wie zufrieden Männer und Frauen mit Teilzeitlösungen sind. Dabei zeigt sich, dass das Thema Arbeitszeit oft mit dem Familienstatus zusammenhängt. 45 Prozent der Väter und 33 Prozent der Mütter würden gerne weniger arbeiten als sie das derzeit tun, so das Ergebnis. Freizeit ist aber demnach auch bei Kinderlosen ein Thema. 36 Prozent der kinderlosen Männer und 30 Prozent der Frauen ohne Nachwuchs hätten gerne mehr davon.

Mit dem ersten Kind geht es bergab

Einstellungsmäßig hätten sich Männer und Frauen stark gewandelt, sagt Raml. Alleine in der Realität sehe es anders aus. Raml nennt dafür mehrere Gründe. Mit dem ersten Kind komme es zu einer "Retraditionalisierung." Will heißen: Besonders viele Überstunden machen Männer, solange die Kinder noch sehr klein sind. Erst beim Erreichen der 40-er würden sie hinsichtlich der Arbeitszeit wieder kürzer treten. Als Hauptmotiv nennt Raml ein bekanntes Problem: Den Einkommensgap. Männer verdienen mehr, deswegen sei der Einkommensausfall der Frauen leichter zu kompensieren. Was Raml nicht erwähnt: Zahlreiche Studien kommen zum Ergebnis, dass viele Männer in häuslichen Tätigkeiten weniger Erfüllung sehen.

Frauen sind eher zufrieden

Was man, wenn man so will, auch aus dem Arbeitsklimaindex ablesen könnte. Von den Teilzeit-Frauen sind 72 Prozent mit der Arbeitszeit zufrieden, bei den Männern sind es nur 55 Prozent. Das Teilzeit überwiegend Frauensache ist, spiegelt sich auch in der Branchensicht nieder. Die höchste Teilzeitquote hat der Gesundheits- und Sozialbereich mit 50 Prozent, gefolgt vom Erziehungs- und Unterrichtssektor mit 40 Prozent. Am körperlich besonders fordernden Bau sind es hingegen nur zwölf Prozent. Auffallend ist der eklatante Unterschied in der Zufriedenheit zwischen Arbeitnehmern mit Lehr- und Pflichtschulabschluss. So sind erstere zu 68 Prozent mit ihren Rechten als Beschäftigte zufrieden, bei den Mitarbeitern mit der geringsten schulischen Qualifikation sind es hingegen nur 54 Prozent.

Beim Einkommen hapert es

Was Teilzeitkräfte schätzen: Neben mehr Freizeit findet man den geringeren Stress gut. Teilzeitkräfte machen auch weniger Überstunden. Dennoch würden die Nachteile überwiegen, so Raml: 45 Prozent der Teilzeitbeschäftigten sind mit ihrem Einkommen mittel bis gar nicht zufrieden. Das ist deutlich mehr als bei den Vollzeitkräften mit 31 Prozent. Die Zahl, die die Begründung liefern kann: Fast zwei Drittel der Teilzeitbeschäftigten kommt nach eigenen Aussagen kaum oder gar nicht mit dem Einkommen über die Runden. Bei den Vollzeitbeschäftigten ist dieser Anteil mit 44 Prozent deutlich geringer. (rebu, 27.4.2019)