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Mit rechtsextremer Politik ins spanische Parlament: Santiago Abascal.

Foto: REUTERS/Javier Barbancho

Er nahm zwar an keiner TV-Debatte teil, war aber doch stets Thema: Santiago Abascal und die rechtsradikale Vox galten schon vor dem Urnengang als Gewinner der spanischen Parlamentswahlen. Erstmals seit dem Ende der Franco-Diktatur 1975 wird die extreme Rechte mit einer großen Fraktion ins Parlament einziehen – und vielleicht Zünglein an der Waage sein.

Der Soziologe Abascal (42) will "Spanien wieder groß machen". Der Kampf des Basken gilt den "Putschisten in Katalonien", den regierenden Sozialisten, den "Kommunisten und Stalinisten" der linksalternativen Unidas Podemos und den "Feminazis", wie er Feministinnen nennt.

Der Katholik und geschiedene Vater vierer Kinder, dennoch Verteidiger traditioneller Familienwerte, ist stets mit einer Smith & Wesson bewaffnet, tritt für die Wiedereinführung des Militärdienstes ein, den er selbst nie ableistete. Er will das Waffenrecht lockern, das Gesetz zum Schutz der Frauen gegen häusliche Gewalt sowie die Abtreibung abschaffen, an Spaniens Exklaven Ceuta und Melilla eine Mauer bauen, Moscheen schließen und mehr Sozialleistungen – aber nur für Spanier.

Saubere Weste?

Abascal gibt sich als der Neue mit der sauberen Weste, auch wenn sein Lebenslauf andere Worte spricht. Sein Großvater war Bürgermeister in Amurrio, sein Vater gehörte der Alianza Popular und später deren Nachfolgepartei Partido Popular (PP) an. Abascal selbst schloss sich dem PP im Alter von 18 Jahren an. Er wurde Chef der Parteijugend in Álava, Gemeinderat und Abgeordneter im baskischen Parlament. 2010 wechselte er in die Madrider Regionalregierung.

Er wurde Chef der regionalen Datenschutzagentur, die bald Sparmaßnahmen zum Opfer fiel. 22 Kollegen wurden arbeitslos, doch für Abas cal richtete der PP mit öffentlichen Geldern Stiftungen ein. Abascal strich über 82.000 Euro pro Jahr ein, die Madrider Regierung zahlte jahrelang Wohnung und Büro.

Als die Stiftungen wegen fehlender Aktivität ins Kreuzfeuer der Kritik gerieten und geschlossen wurden, verließ Abascal den PP und gründete 2014 Vox. Bei der Andalusien-Wahl im Dezember zog Vox erstmals mit einem zweistelligen Ergebnis in ein Regionalparlament ein. Der PP und die rechtsliberalen Ciudadanos gelangten mit der Unterstützung Abascals in Sevilla an die Macht. Der rechtsradikale Boom, der jetzt mit dem Einzug ins spanische Parlament einen ersten Höhepunkt verzeichnet, begann schon damals. (Reiner Wandler, 28.4.2019)