Wien – Man kennt das aus dem Fernsehen: Schönheitswettbewerbe arten mitunter in regelrechte Dramen aus. Nun ist es in Wien tatsächlich geschehen: Bereits bei der Wahl zur Miss Vienna am 25. April gab es Buhrufe aus dem Publikum, nach der Krönung machen Vorwürfe der Manipulation, Schiebung und Korruption die Runde.
Beatrice Körmer heißt die schönste Frau Wiens – zumindest darf sie sich Miss Vienna nennen und bislang das entsprechende Krönchen tragen. Nun soll die 23-Jährige wegen der Vorwürfe den Titel vorerst wieder abgeben, die Wahl soll laut Miss Austria Corporation wiederholt werden. Termin dafür gibt es noch keinen.
Zahlreiche Vorwürfe
Die Liste der Vorwürfe ist lang: Freunderlwirtschaft, Manipulation und gar Korruption vermuteten Beobachter des Schönheitswettbewerbs. Sogar der Ex-Politiker Peter Westenthaler mischte sich mit einem emotionalen Facebook-Posting in die Debatte ein – seine Tochter nahm ebenfalls am Wettbewerb teil.
Die Siegerin sei im Vergleich zu den anderen Kandidatinnen "maximal Durchschnitt", urteilt Westenthaler, der heute als Immobilien-, PR- und Politikberater arbeitet und beispielsweise Verlagsleiter des Monatsmagazins "Alles Roger?" ist.
Körmer soll gewonnen haben, weil sie beziehungsweise ihr Lebensgefährte ein Naheverhältnis zur Jury und zur Organisatorin habe, sind Westenthaler und andere Beobachter überzeugt. Bei der Miss Austria Corportation seien nach – und bereits vor – der Wahl zahlreiche anonyme Beschwerdemails diesbezüglich eingegangen, weswegen die Chefs, Jörg und Kerstin Rigger, der Organisatorin des Wiener Wettbewerbs am Sonntagabend die Lizenz entzogen.
Wien-Organisatorin Agnes Goebel wiederum wies alle Vorwürfe zurück. Körmer selbst bezeichnet sie als "haltlos". Sie habe jahrelang hart für den Titel gearbeitet.
Geld gegen Sieg?
Die Namen der Juroren seien diesmal ungewöhnlich knapp vor der Veranstaltung bekanntgegeben worden, sagen Jörg und Kerstin Rigger zur Zeitung "Österreich". Das sei nicht normal. Außerdem gebe es Hinweise, dass an Jurymitglieder "Geld geflossen" sei. Dem würden Juristen nun nachgehen. Wenn Beweise gefunden werden, werde Körmer der Titel aberkannt.
In der Jury saßen dieses Jahr unter anderen Christina Lugner, Gary Lux, Jenny Posch, Ekaterina Mucha und Eser Ari Akbaba. Mucha distanzierte sich in einem Facebook-Posting von den Vorwürfen. Geschmäcker seien bekanntlich verschieden, aber die Jury habe ihr Bestes getan, eine faire Entscheidung zu treffen.
Um den "schwerwiegenden Anschuldigungen" gegen Lizenznehmerin Goebel entgegenzuwirken, versichern die Riggers nun, dass bei der neuen Wahl "die fachkundigen Jury-Mitglieder in keiner Weise in einem Verhältnis zu einer der Kandidatinnen stehen werden". Die Chancengleichheit aller Kandidatinnen habe oberste Priorität. (red, 29.4.2019)