Wien – Laut einem Bericht der ARD-"Sportschau" hat der in den Blutdopingskandal verwickelte Ex-Langläufer Johannes Dürr den früheren ÖSV-Trainer Gerald Heigl belastet, ihn mit Dopingmitteln versorgt zu haben. Diese Vorwürfe wurden von Heigls Anwalt umgehend dementiert.

"Was wir bestätigen können, ist, dass unser Mandant in den polizeilichen Einvernahmen ausgesagt hat, dass er in den Wettkampfsaisonen unmittelbar vor Sotschi 2014 Dopingpräparate von Herrn Gerald Heigl erhalten hat, wobei es sich insbesondere um Epo-Präparate gehandelt hat", sagte Dürrs Rechtsbeistand Max Rammerstorfer im ARD-"Morgenmagazin". Laut polizeilichen Vernehmungsprotokollen von Dürr soll Heigl auch von dessen Blutdopingbehandlungen gewusst und die Trainingspläne darauf abgestimmt haben.

"Mein Mandant war nie in irgendwelche Dopingmachenschaften von Herrn Dürr verstrickt. Wenn er etwas gewusst hätte, hätte er das sofort unterbunden", wird Heigls Anwalt Christian Horwath in dem Bericht zitiert. "Die ganzen Vorwürfe seitens des Herrn Dürr sind völlig haltlos, und mein Mandant wird dagegen auch rechtliche Schritte einleiten."

Prozess in Innsbruck

Am Landesgericht Innsbruck beginnt am Montag ein Zivilprozess des ÖSV gegen Dürr. Der Skiverband hat den Ex-Langläufer auf Unterlassung und Widerruf der Behauptungen geklagt, dass der ÖSV Doping stillschweigend dulde, die Augen davor verschließe und Doping hinnehme, solange sich der Dopende nicht erwischen lasse.

Dürr ist Kronzeuge und Beschuldigter in den Ermittlungen zum Netzwerk des Erfurter Arztes Mark S. Die Darstellungen des 32-Jährigen in einer im Jänner ausgestrahlten ARD-Doku hatten die Ermittlungen, die zu der Razzia während der nordischen Ski-WM in Seefeld führten ("Operation Aderlass"), ins Rollen gebracht.

Dürr selbst war bei den Olympischen Spielen 2014 des Dopings überführt worden. Wie sich später herausstellte, hatte er aber auch nach seiner Sperre das Eigenblutdoping bis Dezember 2018 für sein geplantes Comeback bei der WM weiterbetrieben.

Heigl bis 2017 beim ÖSV

Heigl war 2017 auf eigenen Wunsch aus dem ÖSV ausgeschieden. Im März 2019 trennte sich Biathlet Dominik Landertinger von Heigl, der für ihn als Berater tätig war. Der ÖSV hatte keine Beanstandungen gegen diese Zusammenarbeit.

Markus Gandler, der bis zum Ende der nordischen WM sportlicher Leiter für Langlauf und Biathlon im ÖSV war, sagte damals, dass gegen Heigl nichts vorgelegen sei. Er habe das mit dem Bundeskriminalamt abgeklärt. "Ich habe immer alle Verdächtigungen und Gerüchte an das BK weitergegeben und Rücksprache gehalten. Über Heigl ist bis zum heutigen Tag nichts bekannt." (APA, 29.4.2019)