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Wer sein Handy nicht herausgibt kann sich ebenso Probleme einhandeln, wie jemand, der es der Polizei überlässt.

Foto: AP

Eine neue Vorgangsweise der Ermittlungsbehörden in England und Wales sorgt für heftige Kritik. Verbrechensopfer, inklusive Körperverletzungen und Vergewaltigungen, werden nun gebeten, ein Formular zu unterzeichnen, mit dem sie der Polizei erlauben, ihr Handy zu durchsuchen.

Diese Erlaubnis erfolgt auf freiwilliger Basis. Potenziell problematische Folgen könnte es für Telefonbesitzer allerdings in beiden Fällen haben.

Polizei kann "belastendes Material" sichern

Denn, so berichtet AP, wenn man der temporären Beschlagnahmung des Handys oder der Weitergabe gefundenen Materials nicht zustimmt und damit ein "faires Verfahren" für den Angeklagten nicht sichergestellt sei, könnten die Ermittlungen oder die Strafverfolgung eingestellt werden.

Wer den Behörden hingegen erlaubt, das eigene Smartphone zu durchforsten, sollte hoffen, nichts darauf gespeichert zu haben, was einen selbst verdächtig machen könnte. Denn, so zitiert die "New York Times" aus dem Formular: "Wenn Informationen erkannt werden, die die Begehung einer separaten kriminellen Tat unabhängig von der/den untersuchten Taten nahelegen, können relevante Daten von der Polizei gesichert und untersucht werden."

Frauenrechtler alarmiert

Das National Police Chiefs Council versucht mittlerweile, zu beruhigen. Ermittler würden nur nach dem Zugriff auf private Daten fragen, wenn dies "notwendig und angemessen" erscheine. Zudem wolle man Opfer "beraten, damit diese eine informierte Entscheidung treffen" könnten. Gerade bei Sexualdelikten sei der Zugriff auf Privatinformationen wichtig, da sich Täter und Opfer häufig kennen. Man wolle nicht, dass Opfer künftig keine Anzeigen mehr erstatteten, weil sie Angst vor der behördlichen Untersuchung ihrer Daten hätten.

Gegenüber der BBC zeigt sich Harriet Wistrich, Leiteren des Centre for Women’s Justice davon allerdings unbeeindruckt. "Offenbar bewegen wir uns wieder zurück in die Zeit, in der Vergewaltigungsopfer wie Verdächtige behandelt wurden." Sie rechnet damit, dass dies Opfer gerade in Vergewaltigungsfällen abschrecken wird, Anzeige zu erstatten.

Zudem zitiert die BBC auch zwei Frauen, die mit der Polizei in dieser Hinsicht keine guten Erfahrungen gemacht haben. In einem Fall eines sexuellen Übergriffs musste die Betroffene zwei Jahre lang darum betteln, ihr Handy wieder zu bekommen, während dem Verdächtigten das Handy nicht abgenommen worden sei. Eine zweite Betroffene entschied sich gegen die Herausgabe ihres Handys und beschrieb ihr Gespräch mit den Ermittlern als "traumatisierende" Erfahrung, da man ihr ständig das Gefühl gegeben hatte, etwas falsch gemacht zu haben. (red, 30.04.2019)