Ein Stelzenläufer im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel nahe Illmitz. Rund um den Steppensee und etwa 40 unterschiedlich große Lacken mit Salzwasser sind im Jahresverlauf über 350 Vogelarten zu beobachten.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Illmitz/Sarrod – Seit 25 Jahren gibt es den Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel: Am 24. April 1994 wurde das Naturschutzgebiet, das auf ungarischer Seite der Fertö-Hansag Nemzeti Park heißt, mit einer Feier an der österreichisch-ungarischen Staatsgrenze offiziell eröffnet. Das Jubiläum wird nun am 2. Mai ebenso grenzüberschreitend mit einem Festakt im Umweltbildungszentrum von Fertöujlak (Mexikopuszta) begangen.

Bis die Idee eines grenzüberschreitenden Nationalparks verwirklicht war und Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) sowie Ungarns Ministerpräsident Peter Boross 1994 symbolisch gemeinsam das rot-weiß-rote und das rot-weiß-grüne Band durchschnitten, vergingen mehrere Jahrzehnte. Bereits 1963 hatte die burgenländische Landesregierung eine rund 500 Hektar große Wasserfläche und Verlandungszonen bei Apetlon unter Naturschutz gestellt. 1965 pachtete der WWF 436 Hektar Weideland, um die Lange Lacke als Vogelparadies von internationaler Bedeutung zu bewahren.

Konflikt zwischen Naturschutz und Landwirtschaft

Als 1985 die Apetloner Pachtverträge ausliefen, wurden Gegensätze zwischen Naturschutz und Landwirtschaft spürbar. Das Land Burgenland leistete schließlich den beteiligten Bauern Entschädigungszahlungen. Im November 1992 beschloss der burgenländische Landtag das Nationalparkgesetz, dabei blieb die Lange Lacke jedoch vorerst ausgespart. Im Mai 1993 willigten schließlich auch die Grundeigentümer in Apetlon ein, das Gebiet der Langen Lacke in den Nationalpark einzugliedern.

Im September 1993 unterzeichneten Umweltministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) und Burgenlands Landeshauptmann Karl Stix (SPÖ) den Staatsvertrag nach Artikel 15a der Bundesverfassung über die Finanzierung des Nationalparks. Am 24. April 1994 wurde der Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel/Fertö-Hansag Nemzeti Park mit einem Festakt auf einer provisorisch errichteten Brücke direkt an der österreichisch-ungarischen Staatsgrenze eröffnet.

10.000 Hektar

Heute umfasst der Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel rund 10.000 Hektar Schutzgebietsflächen, die im Eigentum von mehr als tausend Familien sind. Sie werden dafür, dass sie den Grund nicht nutzen, jährlich aus dem Nationalparkbudget entschädigt. Der Nationalpark zieht vor allem im Frühjahr und Herbst zahlreiche internationale Gäste an und gilt als eine der besten Birdwatching-Destinationen Europas. Für Hobbyornithologen und professionelle Birdwatcher, aber natürlich auch für Naturinteressierte aus dem In- und Ausland und für den gesamten Bildungssektor wird ein ganzjähriges Programm geboten.

Die Flächen des Nationalparks Neusiedler See sind eingebettet in das UNESCO-Welterbegebiet sowie ins Ramsar- und Natura 2000-Gebiet. Ihrer Verantwortung für das Naturraummanagement kommt die Nationalparkverwaltung mit einem aufwendigen Beweidungsprogramm nach. Zusammen mit zahlreichen Partnern aus der Region wird die wertvolle Kulturlandschaft offen gehalten, die dabei eingesetzten alten Haustierrassen sollen gleichzeitig das pannonische Kulturerbe bewahren.

Weiterentwicklung

Von Land und Bund bereitgestellte Mittel, projektbezogene Förderungen der EU und langfristige Verträge mit den Grundeigentümern sollen die Weiterentwicklung des Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel nach internationalen Kriterien weiterhin absichern. Zu den Jubiläumsfeierlichkeiten im Umweltbildungszentrum von Fertöujlak, einer ehemaligen Grenzkaserne am Eisernen Vorhang, werden auch Persönlichkeiten erwartet, die die Entstehung des Nationalparks selbst miterlebt haben, unter ihnen die beiden Gründungsdirektoren Kurt Kirchberger und Laszlo Karpati. (APA, red, 1.5.2019)