Was tun, wenn sich die Katastrophe aus dem All anbahnt?
Illustr.: ESA

2019 PDC erschien praktisch aus den Nichts: ein riesiger Asteroid mit Kurs Richtung Erde. Zunächst berechneten die Experten die Wahrscheinlichkeit, mit der er unseren Heimatplaneten tatsächlich trifft, mit rund 1 zu 50.000. Wenige Wochen später allerdings erhöht sich dieses Risiko auf nur 1 zu 100. Die gute Nachricht ist: 2019 PDC ist in Wahrheit kein reales Objekt, sondern die fiktionale Annahme einer Gruppe von Wissenschaftern, die sich mit derartigen Gefahren aus dem All beschäftigt.

Doch es gibt auch eine schlechte Nachricht: Obgleich wir die meisten großen Brocken im näheren Umfeld der Erde zu kennen glauben, existieren dort draußen vermutlich durchaus Objekte, die die Erdbahn kreuzen und von denen wir bisher noch keine Ahnung haben. Mit solche kosmischen Gefahrenquellen setzt sich derzeit eine Simulation auseinander, die von zahlreichen internationalen Organisationen, darunter Nasa und Esa, durchgeführt wird.

Plötzlich aufgetaucht

Ziel der Übung ist es durchzuspielen, wie ein solcher Asteroiden-Notfall ablaufen würde und was man dagegen tun könnte. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa arbeitet seit Jahren an vergleichbaren Modellen – und zwar aus gutem Grund: Wie nicht wenige Vorfälle in den letzten Jahren gezeigt haben, erschienen immer wieder bis dahin gänzlich unbekannte Asteroiden auf der Bildfläche, die an der Erde mal mehr, mal weniger knapp, aber letztlich zum Glück stets in beruhigend großem Abstand vorüber flogen. Dass wir immer so ungeschoren davon kommen, ist jedoch unwahrscheinlich.

Die – wohlgemerkt – simulierte Bahn des erfundenen Asteroiden 2019 PDC.
Grafik: CNEOS

Was die Experten bei solchen Vorfällen jedoch durchaus nervös gemacht hat, war die Tatsache, dass zwischen der Entdeckung der jeweiligen Objekte und ihrer Passage bisweilen nur wenige Stunden lagen. Das zeigt, dass wir vielfach noch immer völlig unvorbereitet sind für den Ernstfall. Aus diesem Grund arbeitet die Nasa fortlaufend an der Verbesserung der Methoden zum Nachweis von NEOs (Near Earth Objects). Teil dieser Pläne war 2016 die Einrichtung einer neuen Plattform, dem Planetary Defence Coordination Office (PDCO), die an der Durchführung der aktuellen Simulation maßgeblich beteiligt ist.

Bei dem 2019-PDC-Szenario gehen die Forscher von einem etwa 300 Meter großen Asteroiden aus, der bei seiner erstmaligen Entdeckung am 26. März 2019 als potenziell gefährlich eingestuft wird und möglicherweise die Erde treffen könnte. Weitere Analysen ergeben den 29. April 2027 als wahrscheinliches Einschlagsdatum – also ziemlich genau in acht Jahren. Ein sogenannter "Risiko-Korridor", auf der Erdkugel als rote Linie dargestellt, zeigt an, wo der Brocken einschlagen könnte: Sie zieht sich in Nordamerika von Kalifornien bis New York, in Afrika von Mauretanien bis Tansania. Zunächst geh man von einer etwa 1-prozentigen Wahrscheinlichkeit aus, dass 2019 PDC tatsächlich die Erde trifft, die sich jedoch kontinuierlich steigert.

Der projizierte "Risiko-Korridor".
Illustr.: CNEOS

Im Rahmen der Simulation, die am 29. April auf der Planetary-Defence-Konferenz in Washington, DC, gestartet wurde und bis bis zum Ende der Woche dauern wird, werden Experten der Nasa, Esa, Fema und zahlreicher weiterer Organisationen an möglichen Gegenmaßnahmen arbeiten, während sie laufend mit Updates über die Flugbahn des Asteroiden versorgt werden. Darüber hinaus sollen Finanzierungsmöglichkeiten für etwaige Abwehrmethoden diskutiert werden. Einen besonderen Stellenwert wird die Frage einnehmen, wie man mit der Reaktion der Öffentlichkeit auf ein mögliches Armageddon in acht Jahren umgehen sollte.

Erstmals bei einer derartigen Asteroiden-Notfall-Simulation wurde auch die Möglichkeit für interessierte Außenstehende geschaffen, an den Fortschritten der virtuellen Gefahrensituation gleichsam live teilzuhaben: Tägliche Updates werden via Twitter, einem Blog der Esa und auf der CNEOS-Website zur Verfügung gestellt. (tberg, 1.5.20149)