Immerhin. Die Hoffnung, dass ORF-Anchorman Armin Wolf nicht in den nächsten Wochen – links und rechts untergehakt von Norbert Steger und Harald Vilimsky – vor laufender Kamera aus dem Studio abgeführt wird, wurde am Dienstagabend befeuert.

Das Interview mit Bundeskanzler Sebastian Kurz in voller Länge.
ORF

Kanzler Sebastian Kurz war nämlich bei Wolf in der ZiB 2 zu Besuch und meinte im Zuge des Gesprächs über die aktuelle und künftige Steuerreformen seiner Regierung: "Haben's ein bisschen Geduld mit uns und laden Sie uns dann auch wieder ein, wenn wir die nächste Etappe präsentieren." Zudem ließ Kurz mit der Behauptung, er sei ein Fan der unabhängigen Medien, aufhorchen, als ihn Wolf mit Kritik aus internationalen und heimischen Zeitungen an seinem Koalitionspartner konfrontierte.

Interessantes Potpourri

Die Beziehung zu Letzerem war dann noch länger Thema. Stichworte der letzten Woche: Inserate in Identitären-Medien, Rattengedicht, Rechtsextremisten-Sprech. Da gab es auch ein Update der Dinge, die den Bundeskanzler "anwidern": Neben den Identitären ergaben "Lenin, der ein Massenmörder ist" oder auch "grausliche Proteste gegen den Papst" ein interessantes Potpourri der Widerlichkeiten.

Doch den aus dem Rechtsextremismus und Faschismus stammende Begriff "Bevölkerungsaustausch" kommentierte Kurz nur so: "Sie wissen, dass das nicht meinem Sprachgebrauch angehört. Er gefällt mir nicht. Ich lehne ihn sachlich ab". Wenn man einen Koalitionspartner hat, könne einem nicht alles gefallen, klärte der Regierungschef freundlich auf. Es gebe schon auch "Momente, wo ich mir denke, das darf doch nicht wahr sein." Solange Vizekanzler Strache sich aber distanziere und Konsequenzen ziehe, halte die Koalition. Und sonst werde er eine rote Linie ziehen.

Aber wahrscheinlich eh nicht vor 2022. Womöglich wird Wolf dem Kanzler dann ja auch wieder ein paar Fragen stellen dürfen. (Colette M. Schmidt, 30.4.2019)