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Vor dem Militärstützpunkt La Carlota in Caracas bereiten Demonstranten Brandsätze vor.

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Juan Guaidó richtet sich an seine Unterstützer.

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Anhänger Parlamentspräsident Juan Guaidós demonstrieren am Mittwoch in Caracas.

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Der Maiaufmarsch der Unterstützer Präsident Maduros.

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Caracas – Im Machtkampf in Venezuela hat der von zahlreichen westlichen Ländern als Interimsstaatschef anerkannte Parlamentspräsident Juan Guaidó für Mittwoch zu neuen Massenprotesten aufgerufen. Die Endphase der "Operation Freiheit" habe begonnen, verkündete Guaidó auf Twitter.

Präsident Nicolas Maduro sprach dagegen von einem gescheiterten "Putschversuch", nachdem abtrünnige Soldaten am Dienstag den seit Jahren inhaftierten Oppositionsführer Leopoldo López befreit hatten. In der Hauptstadt Caracas kam es am Dienstagabend zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.

Pompeo droht

US-Außenminister Mike Pompeo bezeichnet eine militärische Intervention der Vereinigten Staaten in Venezuela als "möglich". Präsident Donald Trump sei auf einen solchen Schritt vorbereitet, wenn dieser "erforderlich" werde, sagte Pompeo am Mittwoch in einem Interview des Fernsehsenders Fox Business Network.

"Die Option, militärische Gewalt anzuwenden, ist vorhanden, wenn es dies ist, was letztlich erforderlich ist", sagte der US-Außenminister. Er fügte aber hinzu, seine Regierung hoffe, dass eine Militärintervention nicht notwendig werde: "Wir hoffen, dass es eine friedliche Lösung geben kann" und dass der venezolanische Präsident Nicolás Maduro sein Amt "ohne Gewalt" aufgeben werde.

Unklarheit über mögliche Ausreise Maduros

Guaidó hatte sich bereits am 23. Jänner zum Interimspräsidenten erklärt und seither vergeblich versucht, einen Machtwechsel in dem südamerikanischen Erdölland zu erzwingen. Pompeo sagte am Dienstag, es gebe Informationen, dass Maduro zur Ausreise nach Havanna bereit gewsen sei. "Er hatte ein Flugzeug auf dem Rollfeld. So wie wir es verstehen, war er bereit, heute Morgen zu gehen. Die Russen haben ihm aber zu verstehen gegeben, dass er bleiben sollte", sagte Pompeo dem Sender CNN. Das russische Außenministerium dementierte. "Washington versuchte sein Bestes, die venezolanische Armee zu demoralisieren, und benutzte nun Fälschungen als Teil des Informationskrieges", sagte Sprecherin Maria Sacharowa CNN.

Bolton warnt vor Einfluss Russlands

Dies USA wollen laut Präsident Trumps Sicherheitsberater John Bolton verhindern, dass Russland weitere Macht und weiteren Einfluss über Venezuela erlangt. "Der wichtigste Punkt, den wir hier machen: Wir werden nicht sehen, dass die Russen ein Land in der westlichen Hemisphäre übernehmen – nicht direkt, nicht über ihre Stellvertreter, die Kubaner", sagte Bolton am Mittwoch.

Pompeo und Lawrow streiten

Pompeo und sein russischer Kollege Sergej Lawrow tauschten in einem Telefonat am Mittwoch heftige gegenseitige Vorwürfe aus. Sie beschuldigten die jeweils andere Regierung, sich in unzulässiger Weise in die Venezuela-Krise einzumischen.

Pompeo warf der russischen Regierung vor, das südamerikanische Land zu "destabilisieren". Lawrow wiederum beschuldigte Washington einer "zerstörerischen Einflussnahme" in Venezuela und des Bruchs von internationalem Recht.

Oppositionsführer López in spanischer Botschaft

Der am Dienstag nach fünf Jahren Haft befreite Oppositionsführer López floh zunächst in die chilenische Botschaft und dann in die spanische Vertretung. Der chilenische Außenminister Roberto Ampuero sprach von einer "persönlichen Entscheidung", angesichts der Tatsache, dass es bereits "Gäste" in seiner Botschaft gebe.

"Maduro hat heute nicht mehr die Unterstützung der Streitkräfte", sagte Guaidó in einer Videobotschaft. Trotz López' Befreiung gelang es ihm aber anscheinend auch dieses Mal nicht, größere Teile der venezolanischen Streitkräfte auf seine Seite zu ziehen. Verteidigungsminister Vladimir Padrino gelobte Maduro die Treue und sagte, alle Kasernen und Stützpunkte seien unter Kontrolle.

Maduro erklärt "Putschversuch" für gescheitert

Maduro erklärte den Aufstand am Abend für gescheitert und sprach von einem "Putschversuch". Nach seiner Darstellung wurden die Soldaten unter einem Vorwand zu einer Autobahn nahe dem Militärstützpunkt La Carlota gelockt. Als sie merkten, dass es sich um einen Coup der Opposition handelte, seien die meisten umgekehrt, sagte Maduro. Gegen den harten Kern von etwa 20 abtrünnigen Soldaten ermittelt nun die Generalstaatsanwaltschaft.

Regierungsgegner und staatliche Sicherheitskräfte lieferten sich in Caracas am Dienstag heftige Auseinandersetzungen. Demonstranten schleuderten Steine und Brandsätze auf die Uniformierten. Angehörige der Nationalgarde feuerten mit Tränengas und Schrotmunition in die Menge. Im Fernsehen war zu sehen, wie ein Panzerwagen in eine Menschengruppe raste. Nach Angaben der Opposition wurden mindestens 69 Menschen verletzt, die meisten durch Schrotkugeln. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Foro Penal wurden im ganzen Land mindestens 83 Menschen bei Demonstrationen festgenommen. (APA, 1.5.2019)