Tolles Ensemble: Frankenstein (Jürgen Heigl, links) und sein Monster (Stefan Rosenthal).

Foto: Rita Newman

So weit erkennt man in der neuen Produktion des Theaters der Jugend Mary Shelleys 1818 erschienenen Schauerklassiker Frankenstein ungefähr wieder: Victor Frankenstein (Jürgen Heigl) will einen neuen Menschen erschaffen, einen in jeder Hinsicht optimierten ohne Triebe und Fehler. Er meint es gut.

Doch auf halbem Weg geht der Computer kaputt, und ein unausgegorener Prototyp (Stefan Rosenthal) stakst aus dem Brutkasten. Dank eingespeister Software kann das Wesen das Wörterbuch aufsagen, es gerät aber bald außer Kontrolle. Der naive Victor ist von der Kreatur entsetzt und will sie töten. Sie ist stärker und entkommt.

Doch sonst ist in der für Publikum ab elf Jahren aufbereiteten Fassung im Theater der Jugend vieles neu. Die Handlung spielt ein paar Jahrzehnte in der Zukunft und verpflanzt die Geschichte in eine dystopische Welt: Aus dem Originalschauplatz Genf wird New Geneva.

Überwachungsstaat

Ein Konzil hat in der Megastadt vor ein paar Jahrzehnten die Herrschaft übernommen. Es gibt Ausgangssperren und Identifikationschips, auf der Straße patrouillieren Wachen, ein Social-Credit-System bilanziert das Wohlverhalten der Bewohner. Zu essen gibt es Flüssigpizza – als Innovation verkauft, soll sie tatsächlich einen Mangel an Nahrungsmitteln kompensieren, denn seit der Erderwärmung wachsen keine Tomaten mehr.

Zuwiderhandelnde werden aus der Stadt verbannt. In diesem Untergrund formiert sich Lumpen tragender Widerstand. Das Monster trifft auf Victors Schwester (Christina Polzer). Zu allem Überfluss ist Vater Frankenstein (Uwe Achilles) aber ein hohes Tier im Konzil.

Der Regisseur Felix Metzner strickt daraus einen flotten und technoid blinkenden Abend. Möglich, dass die engagierten 90 Minuten einige Greta Thunbergs rekrutieren – sie zeigen genügend Baustellen auf. (wurm, 1.5.2019)