Juso-Chef Kevin Kühnert sorgte mit seiner Forderung, Konzerne wie BMW zu kollektivieren, für Kritik und Empörung.

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Berlin – Dass ein Parteikollege einen anderen kritisiert, kommt schon einmal vor. Doch selten passiert dies mit so harschen Worten, wie sie der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs gerade gewählt hat. "Was für ein grober Unfug. Was hat der geraucht? Legal kann es nicht gewesen sein", twitterte er und bezog sich dabei auf den Chef der Jungsozialisten (Jusos), Kevin Kühnert.

Dieser hatte sich in einem Interview mit der Zeit seine Gedanken über künftige Gesellschaftsmodelle gemacht und dabei eine eindeutige Präferenz für den Sozialismus erkennen lassen.

Große Firmen möchte er "kollektivieren", und als Beispiel nennt er BMW: "Mir ist weniger wichtig, ob am Ende auf dem Klingelschild von BMW 'staatlicher Automobilbetrieb' steht oder 'genossenschaftlicher Automobilbetrieb' oder ob das Kollektiv entscheidet, dass es BMW in dieser Form nicht mehr braucht."

Profite kontollieren

Er wolle, dass die Verteilung der Profite demokratisch kontrolliert werde. Kühnert: "Das schließt aus, dass es einen kapitalistischen Eigentümer dieses Betriebes gibt."

Auch den Besitz von Immobilien möchte er drastisch beschränken: "Ich finde nicht, dass es ein legitimes Geschäftsmodell ist, mit dem Wohnraum anderer Menschen seinen Lebensunterhalt zu bestreiten." Und: "Konsequent zu Ende gedacht, sollte jeder maximal den Wohnraum besitzen, in dem er selbst wohnt." Noch besser seien genossenschaftliche Lösungen ohne private Vermieter.


Auch die SPD-Spitze distanziert sich von Kühnert. "Er spricht über eine gesellschaftliche Utopie", sagt Generalsekretär Lars Klingbeil und fügt hinzu: "Diese ist nicht meine und auch keine Forderung der SPD."

Kritik von allen Seiten

Aus den anderen Parteien kam ebenfalls viel Kritik. "Zum Glück haben wir den Sozialismus überwunden, bei dem zwar alle gleich, aber alle gleich arm waren. Die Forderung, Betriebe wie BMW zu kollektivieren, zeigt das rückwärtsgewandte und verschrobene Retro-Weltbild eines verirrten Fantasten", meint Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Und die neue FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg empfahl Kühnert, er möge das Godesberger Programm der SPD lesen statt Karl Marx. Im Godesberger Programm stellte die SPD 1959 klar, dass sie sich von einer sozialistischen Arbeiterpartei hin zu einer Volkspartei wandeln wolle. "Wir Freien Demokraten werden die soziale Marktwirtschaft gegen solche sozialistischen Auswüchse verteidigen", sagt Teuteberg Richtung Kühnert.

Der wehrt sich nach der vielen Schelte auf Twitter und verweist auf das Grundsatzprogramm der SPD aus dem Jahr 2007: "Der demokratische Sozialismus bleibt für uns die Vision einer freien, gerechten und solidarischen Gesellschaft, deren Verwirklichung für uns eine dauernde Aufgabe ist."

Einen Nachsatz fügt er auch hinzu: "Zu BMW verhält sich das Grundsatzprogramm übrigens nicht." (bau, 2.5.2019)