69.426 Gewaltdelikte wurden im Vorjahr in Österreich angezeigt, was einen Rückgang von mehr als vier Prozent gegenüber 2017 bedeutet.

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Aufgeklärt wurden 84,1 Prozent der Fälle.

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Wien – Österreich zu den sichersten Ländern der Welt machen, so lautet das Ziel des blauen Innenministers Herbert Kickl, wie er am Donnerstag betonte. Und daran arbeite er stetig, versicherte er. Die Kriminalstatistik, die es an diesem Vormittag zu präsentieren gab, sei ein "Werkzeug", um dem Ziel näher zu kommen.

Zum ersten Mal seit 20 Jahren gab es im vergangenen Jahr weniger als 500.000 Anzeigen. Insgesamt sind 472.981 Delikte angezeigt worden. Das ist im Vergleich zum Jahr 2017 ein Minus von 7,4 Prozent oder 37.555 weniger Anzeigen.

Besonders positiv fällt der Jahresvergleich in der Bundeshauptstadt aus. Die Zahl der Anzeigen in Wien sank um elf Prozent, das ist der größte Rückgang im Bundesländervergleich. Dahinter liegen das Burgenland (-9,5 Prozent) und Kärnten (-8,5). Den geringsten Rückgang (-0,8) verzeichnet Vorarlberg. Gestiegen ist die Aufklärungsquote: um 2,4 Prozentpunkte auf 52,5 Prozent. "Jede zweite Straftat wurde im Vorjahr aufgeklärt", sagte Kickl.

Im Schnitt 1.300 Anzeigen pro Tag

Im Durchschnitt wurden 2018 jeden Tag knapp 1.300 Straftaten angezeigt. Einen Schwerpunkt legte das Bundeskriminalamt in der Statistik heuer auf Gewalt-, Eigentums- und Internetkriminalität. Während in den beiden ersten Deliktgruppen ein Rückgang der Anzeigen vermerkt wurde, kam es – wie schon in den vergangenen Jahren – zu einem Anstieg im Bereich Cybercrime. Im Vergleich zu 2017 stiegen die angezeigten Fälle von Internetkriminalität von 16.804 auf 19.627 um 16,8 Prozent. Aufgeklärt wurden 37,4 Prozent.

Mehr Trickbetrug

Im Bereich der Delikte gegen fremdes Vermögen, die 59,6 Prozent aller Straftaten ausmachen, verringerte sich die Eigentumskriminalität um 12 Prozent auf 171.718 Anzeigen. Während Wohnraumeinbrüche (-17,1 Prozent) Kfz-Diebstahl (-16,3) und Taschendiebstahl (-19 Prozent) zurückgingen, stieg der Trickbetrug nach dem Muster des "Enkeltricks" um 57,3 Prozent auf 2.928 Fälle an.

69.426 Gewaltdelikte, vorsätzliche strafbare Handlungen gegen Leib und Leben, gegen die Freiheit und gegen die sexuelle Integrität wurden 2018 angezeigt – ein Rückgang um 4,3 Prozent. Für die aktuelle Statistik wurde der Gewaltbegriff neu definiert und auch um psychische Gewalt erweitert, wie Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamts, erklärte. So wurden etwa Taten, die unter den sogenannten Stalking-Paragrafen fallen, aufgenommen. Im Zehnjahresvergleich wurden diese Fälle nachträglich hinzugerechnet.

2018 standen 46.934 männliche Opfer von Gewalttaten (57,4 Prozent) 34.836 weiblichen gegenüber. Unter den Tatverdächtigen waren 61.908 Männer und 10.659 Frauen (14,7 Prozent). 61 Prozent von ihnen sind Österreicher, 39 Prozent ausländische Staatsbürger. Erhoben wurde auch die Täter-Opfer-Beziehung. In lediglich 38,1 Prozent der Anzeigen gab es gar keine Beziehung zwischen den Beteiligten.

Fokus Frauenmord

130 versuchte und 60 vollendete Morde wurden 2018 angezeigt. Dabei kamen 73 Menschen ums Leben (41 Frauen und 32 Männer). Die Zahl der Mordversuche und Morde sank zwar um 6,4 Prozent, die vielen Frauenmorde nahm das Innenressort jedoch zum Anlass, eine Screening-Gruppe einzurichten, die Muster ableiten soll. Die Ergebnisse sollen zeitnah öffentlich gemacht werden.

41 Mordverdächtige kamen aus Österreich, gefolgt von kosovarischen und serbischen Staatsbürgern (jeweils sieben). 43 der 73 Opfer stammen aus Österreich. Einen Anstieg verzeichneten auch die Anzeigen wegen Delikten gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung. 2018 wurden 936 Fälle der Vergewaltigung angezeigt. Das ist ein Plus von 14,6. Die Aufklärungsquote lag bei 81,3 Prozent. 373 der 677 Tatverdächtigen stammen aus Österreich, 51 aus Afghanistan und 41 aus der Türkei. (Oona Kroisleitner, 2.5.2019)