Da kommt eine Studie der Claim Conference zu beschämenden Erkenntnissen über das Wissen beziehungsweise Nichtwissen der Österreicherinnen und Österreicher über den Holocaust. Und was macht Edtstadler, die für "Gedenken" verantwortliche Staatssekretärin? Sie biegt das Thema Richtung "Migranten und Asylwerber" um.

Das Ergebnis der Claims Conference Studie sollte erschüttern. Uns alle, aber natürlich auch die politisch Verantwortlichen. Aber die Reaktion Edtstadlers: "Ich habe deshalb das Ziel ausgegeben, dass jeder Schüler einmal in seiner Schulzeit, aber auch alle Migranten und Asylwerber, die neu in Österreich sind, die KZ-Gedenkstätte Mauthausen besuchen sollen. Das kann zum Beispiel im Rahmen der Wertekurse erfolgen."

Für Edstadtler müssen nicht nur österreichische Schüler, sondern auch Asylwerber zur WWII-Nachhilfe.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Sind nun die Ausländer auch an unserem Unwissen schuld?

Was können Asylwerbende und Migranten dafür, dass die Österreicherinnen und Österreicher offensichtlich kein Geschichtsbewusstsein entwickelt haben? Was hat das Unwissen der Österreicherinnen und Österreicher mit den Asylwerbenden beziehungsweise Migrantinnen und Migranten zu tun? Oder wurde etwa auch die Unwissenheit importiert?

Wie unverschämt ist es, einerseits eine Regierung dreist mit rechtsradikal und identitär sprechenden Regierungsmitgliedern zu bilden, aber dann die Schülerinnen und Schüler sowie Asylwerbenden auf Zwangsexkursionen zu schicken?

Die Lehren aus dem Holocaust, Frau Edtstadler, wurden in den Menschenrechten niedergeschrieben. Wer die Missachtung dieser Rechte als politisches Programm fährt und mit den politischen Erben der Nazis jeglichen Anstand verrät, nur um mit aller Macht gegen die kleinen Menschen und für die großen Konzerne zu arbeiten, wer Spaltung der Gesellschaft und Hetze gegen Minderheiten spekulativ in Kauf nimmt und bei jedem tropfenden Wasserhahn behauptet, dass die Asylwerber schuld seien, hat jedes moralisches Recht verloren, der Bevölkerung auch nur irgendwelche Ansagen zu liefern.

Das Europa, das in Abschottung erstickt, ist nicht meines. Große Töne angesichts rechtsradikaler Sprüche vom Vizekanzler abwärts sind dann eben nur die Chuzpe à la Edtstadler. (Bernhard Jenny, 6.5.2019)

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