Hat zu viel vor, um zu sparen: Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP).

Foto: Matthias Cremer

Wien – Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hatte am Freitag eine gute und eine schlechte Nachricht mit im Gepäck. Zunächst die schlechte: Er müsse "all jene enttäuschen, die geglaubt haben, die Mathematikmatura wird einfacher". Trost verspricht die gute: Man habe nach den schlechten Ergebnissen des Vorjahrs zahlreiche Verbesserungen bei der standardisierten Reifeprüfung vorgenommen, mit deren Hilfe die Mathe-Matura jedenfalls "verständlicher" und hoffentlich auch "besser" gemacht werden soll.

Zur Erinnerung: Die Ergebnisse der Zentralmatura 2018 gaben im Bereich Mathematik wenig Anlass zur Freude. Jeder fünfte Schüler scheiterte damals an der schriftlichen Reifeprüfung. Zwei Drittel der AHS-Schüler und drei Viertel jener Schülerinnen, die an einer BHS durchgefallen waren, konnten sich die Note bei der mündlichen Kompensationsprüfung zwar verbessern. Mit sechs Prozent Nicht genügend waren die Ergebnisse im Bereich Mathematik dennoch deutlich schlechter als in den Jahren davor.

Mathe am Mittwoch

Bei der am Montag beginnenden Zentralmatura 2019 soll alles anders werden. Den Auftakt machen die schriftlichen Prüfungen in Spanisch, Slowenisch, Kroatisch und Ungarisch. Am Dienstag findet die schriftliche Klausurarbeit in Deutsch statt, gefolgt von Mathematik am Mittwoch, Französisch am Donnerstag und Englisch am Freitag. Zum Abschluss treten die Maturantinnen und Maturanten in Latein und Griechisch zur schriftlichen Prüfung an, gefolgt von Italienisch am 14. Mai. Jene knapp 45.000 Schülerinnen und Schüler, die in dieser ersten Runde nicht positiv abschneiden, können am 28. und 29. Mai zur Kompensationsprüfung antreten.

Zu den Änderungen in Mathematik: Laut Kurt Scholz, dem Leiter des Forums Zentralmatura, sollen nicht nur die Textbeispiele verständlicher sein, auch beim Zeitmanagement, dem Bewertungsschlüssel und beim Thema Aufsicht hat man angesetzt.

Alles zusammen

Für AHS-Schülerinnen und -Schüler bedeutet das: Die Mathe-Matura besteht nicht mehr aus zwei getrennten Blöcken, die bisher hintereinander in jeweils dafür vorgesehenen Zeitfenstern bearbeitet werden mussten. Stattdessen können die vollen viereinhalb Stunden für den Grundlagenteil und jenen Teil mit anspruchsvolleren Aufgaben in Anspruch genommen werden. Beide Teile werden gleichzeitig zu Beginn ausgeteilt.

Außerdem wird es möglich sein, bei der Punktevergabe differenzierter vorzugehen. So können diesmal auch halbe Punkte vergeben werden – etwa wenn zwar der Rechenschritt stimmt, die Lösung der Aufgabe aber trotzdem nicht korrekt ist.

Geänderte Bewertung

Schließlich wurde auch der Bewertungsschlüssel geändert. Für einen Vierer waren bisher 16 Punkte im Grundlagenteil nötig, wenn dafür im zweiten Teil noch vier Ausgleichspunkte gesammelt wurden. Jetzt gibt es eine Alternative auf dem Weg zum positiven Abschluss: Künftig reicht es auch für ein Genügend, wenn insgesamt 24 Punkte aus Teil eins und zwei erreicht werden.

Als vierte wesentliche Änderung präsentierte Scholz die Änderungen bei der Lehraufsicht. Bisher musste eine fachfremde Lehrkraft während der Matura anwesend sein. Jetzt schlägt man genau die Gegenrichtung ein – für Scholz ein "psychologischer Aspekt": Während der Prüfung soll möglichst der Klassen- oder ein anderer Fachlehrer anwesend sein. Sinn der Übung soll sein, dass sich die Prüfungssituation möglichst wenig von einer normalen Schularbeitssituation unterscheidet. Außerdem, so Scholz, habe ihn das Misstrauen, jemand könnte etwas verraten, immer schon irritiert.

Auftrag für Faßmann

Der Bildungsminister nutzte die Präsentation des neuen Matura-Settings auch für zwei Themen, die ihm ein besonderes Anliegen sind. So verstehe er die jüngsten Ergebnisse einer von der Holocaust Claims Conference durchgeführten Befragung als "Auftrag, hier aktiv in der Erinnerungspolitik tätig zu werden" und "keine Schlussstrichdebatte zuzulassen", erklärte Faßmann.

Der Hintergrund: Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) wussten laut der aktuellen Erhebung nicht, dass vom Nazi-Regime sechs Millionen Juden ermordet wurden. 42 Prozent der Befragten konnten auf die Frage nach Konzentrationslagern der Nazis in Österreich das ehemalige Lager in Mauthausen nicht nennen.

Hier brauche es "unzweifelhaft" eine Intensivierung bei der Wissensvermittlung, befand Faßmann.

Sparen ist nicht

Und das sei nur ein Beispiel dafür, warum sein Ministerium von den allgemeinen Sparvorgaben des Finanzministers ausgenommen bleiben müsse. Daneben gebe es noch eine "große Bandbreite zusätzlicher neuer Aufgaben für das Bildungssystem", erklärte Faßmann mit Verweis auf Vorhaben im Bereich Digitalisierung, beim Ethikunterricht, beim Ausbau der Ganztagsschulen oder einem erweiterten Sport- und Bewegungsangebot. (Karin Riss, 3.5.2019)