Gastiert im Kino Ebensee und im Wiener Porgy & Bess: Sophie Auster.

Foto: Spencer Ostrander

Zuerst waren die Eltern alarmiert: "Warum suchst du dir ausgerechnet das härteste Geschäft aus, die Musik? Als sie gemerkt haben, dass ich es ernst meine und dabei bleibe, haben sie mich aber sehr unterstützt und ermutigt." Die Eltern, das sind im Fall der 31-jährigen Singer-Songwriterin Sophie Auster prominente New Yorker Schriftsteller: Paul Auster und Siri Hustvedt.

Der Vater war es auch, der seiner Tochter 2006 die Rutsche für das Debütalbum legte: Er steuerte nicht nur mit eigenen Übersetzungen französischer Surrealisten Texte bei, sondern stellte auch den Kontakt für eine Zusammenarbeit mit dem in Brookyln beheimateten Duo One Ring Zero her.

Mit "Next Time" veröffentlicht Sophie Auster ihr mittlerweile viertes Album, das sie bei zwei Konzerten in Österreich auch live vorstellt. Eingespielt hat sie es nicht im heimatlichen New York, sondern in einem Heimstudio in Schweden mit dem für seine Zusammenarbeit mit Franz Ferdinand bekannte Produzent Tore Johansson. Eine laut Auster sehr entspannte Angelegenheit, da sie beim Aufnehmen nicht auf die Uhr schauen musste: "Manchmal haben wir die Strophen mit noch grummeliger Stimme am Morgen und die Refrains am Abend aufgenommen."

"Ein kathartisches Erlebnis"

Noch mehr als die Arbeit im Studio, und sei es ohne Zeitdruck in einem Heimstudio, genießt es Auster auf der Bühne zu stehen: "Ich liebe es aufzutreten. Das ist es, was mich eigentlich zur Musik gebracht hat. Ich bekomme eine Plattform, eine andere Version meiner selbst zu sein, intensiver zu agieren als im Alltag. Für mich ist das eine wirkliche Befreiung, ein kathartisches Erlebnis."

Geschrieben hat Auster die Songs selbst. Als wesentliche Einflüsse für die von Akustikgitarren und Piano dominierten Songs nennt sie die Musik, die sie als junges Mädchen gehört hat, Girl Groups, Sängerinnen wie Peggy Lee, Nancy Sinatra und die Singer-Songwriterin Carole King. Nicht zu vergessen der im Hause Auster viel gehörte Soulgigant Marvin Gaye, aber auch Spaghetti-Western-Musik.

Sophie Austers Songs "Mexico" vom Album "Next Time".
Sophie Auster

Filme rangieren überhaupt hoch oben auf der Liste von Austers Einflüssen. Bereits als Elfjährige hat sie in einem Film ihres Vaters, "Lulu on the Bridge", mitgespielt. Und auch im letzten Frühjahr hat sie wieder in einem Film mitgewirkt, über den sie aber "noch nichts sagen darf". Dafür nennt sie Jacques Tourneurs Film-noir-Klassiker "Out of the Past" mit seinem Grenzland-Setting als Inspirationsquelle für ihren Song "Mexico". Entstanden ist der Song noch vor Donald Trumps Mauerfantasien: "Es ist eine witzige Geschichte um jemanden, der nach Mexiko fahren will, kein politisches Statement."

Trump findet sie "regelrecht widerwärtig"

Die Fronten in Sachen Trump sind im Hause Auster-Hustvedt dennoch klar: "Es ist nicht nur peinlich, sondern richtiggehend widerwärtig. Trump zieht arme Leute wegen seiner eigenen Vendetta durch den Schmutz. Zumindest in New York, das sich sehr abgeschnitten vom Rest der USA anfühlt, sind die Leute wirklich aufgebracht."

Dass New York heute definitiv langweiliger sei als früher, macht auch Auster an der gefräßigen Gentrifzierung fest: "Selbst in Brooklyn und Queens haben sich längst die Banker breit gemacht. Viele Musiker, die ich kenne, sind nach Los Angeles gezogen oder an die Stadtränder. Es gibt immer noch viele interessante Leute und spannende Dinge, aber es ist nicht mehr der Tummelplatz junger Kreativer, weil es so schwierig ist, die Miete zu zahlen." Zumindest diese Problem hat Auster nicht: ihre Eltern haben ihr eine Wohnung geschenkt. (Karl Gedlicka, 3.5.2019)