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Esmee Hawkey ist eine von insgesamt 18 Starterinnen, die 21-jährige Britin hat den Aufnahmetest mit Bravour bestanden.

Foto: Reuters / Axel Schmidt

Am Anfang steht Maria Teresa de Filippis. Am Ende steht Lella Lombardi. Und dazwischen steht nichts. Auf einer der kürzesten Listen der Welt sind alle Frauen aufgeführt, die jemals ein Formel-1-Rennen bestritten haben, seit 1950 waren es genau zwei. Die Anzahl männlicher Piloten: 688.

Ein Missverhältnis, das sich ändern muss, finden jedenfalls die Macher der neuen W Series. Und deshalb schreiben sie ab Samstag (16.10 Uhr) Motorsportgeschichte. In Hockenheim feiert die erste internationale Rennserie für Frauen ihre Premiere. "Für Erfolge im Rennsport braucht es Talent, Entschlossenheit und körperliche Fitness. Aber ein Mann muss man dafür nicht sein", sagt David Coulthard, einst Vizeweltmeister der Formel 1 und heute im Vorstand des neuen Wettbewerbs: "Es gibt keinen Grund, warum der nächste Lewis Hamilton keine Frau sein sollte."

Die W Series sieht sich selbst also als Steigbügel, als eine Plattform, auf der viele junge Frauen auf Formel-3-Niveau professionelle Erfahrungen sammeln sollen. Um künftig die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass es einige von ihnen in die Formel 1 schaffen. Allerdings wird die Idee von außen auch anders wahrgenommen. Als "traurigen Tag für den Motorsport" und "historischen Schritt zurück" bezeichnete die frühere britische IndyCar-Pilotin Pippa Mann die Schaffung der Serie: "Die Frauen werden abgetrennt statt unterstützt."

Auswahlverfahren

Diese Sicht der Dinge ist durchaus verbreitet. Und sie ist einer der Gründe, warum zum Beispiel keine einzige Deutsche unter den 18 Starterinnen ist, die ab Samstag an sechs Rennwochenenden im Rahmenprogramm der DTM die erste Saison der W Series bestreiten. So nahm etwa Sophia Flörsch, eine der talentiertesten deutschen Pilotinnen, gar nicht erst am umfangreichen Auswahlverfahren teil, das seit Jänner unter Aufsicht von Coulthard und Alexander Wurz auf verschiedenen Rennstrecken stattfand. "Für mich ist das der falsche Weg", sagte die 18-Jährige im Gespräch mit Auto Bild. Ein Alleinstellungsmerkmal des Motorsports sei es schließlich, dass es keine Geschlechtertrennung gibt. Frauen können theoretisch bis hoch in die Formel 1 gegen Männer antreten.

Die W Series, findet Flörsch, laufe gar gegen einen gesellschaftlichen Trend an. "Alle versuchen derzeit, uns gleichberechtigt zu behandeln", sagt sie: "Und dann kommt so etwas! Das heißt ja eigentlich, dass sie nicht daran glauben, dass wir gegen Männer bestehen können." Die W Series bringe damit für Mädchen, die beginnen, sich für den Sport zu interessieren, "nur Verwirrung". Die Macher sehen das anders. Der geringe Anteil an Frauen in den Topserien sei vor allem eine Folge fehlender Förderung, sagt Coulthard. Und da wolle die W Series ansetzen. Denn der Weg aus dem Kartsport bis in die Formel 1 kostet bis zu acht Millionen Euro, das hat Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff einmal vorgerechnet.

Und da die Sponsoren im Rennsport im Zweifel noch immer eher auf einige der zahlreichen Burschen setzen, haben Mädchen es von Beginn an deutlich schwerer. "Viele Sportarten, in denen Frauen und Männer gemeinsam antreten, veranstalten dennoch getrennte Events. Einfach um mehr Frauen in den Sport zu holen", sagt Catherine Bond Muir, Geschäftsführerin der Serie: "Nur im Motorsport gab es das noch nicht."

Die W Series soll im besten Fall zur Überholspur für junge Frauen werden, auf dem Weg in die Königsklasse. Bond Muir: "Aber natürlich bleibt der Weg trotzdem steinig." (sid, red, 4.5.2019)