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In diesem Auto war Hammad al-Khudari unterwegs

Foto: AP/Khalil Hamra

Palästinenser am Strand von Gaza-Stadt beobachten die israelische Reaktion auf Raketen, die aus Gaza abgefeuert worden sind.

Foto: APA/AFP/SamiAl-Sultan

Die Reste eines Gebäudes in Gaza City nach einem israelischen Gegenluftangriff als Reaktion auf Raketen aus dem Gazastreifen auf israelisches Gebiet.

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Israels mobiles Raketenabwehrsystem "Iron Dome" ("Eisenkuppel") im Einsatz gegen Raketen, die aus Gaza abgefeuert wurden – hier ein Blick von der israelischen Stadt Askhelon aus.

Foto: Reuters/Amir Cohen

Jerusalem – Kurz vor Beginn der islamischen Fastenzeit und dem Eurovision Song Contest in Tel Aviv hat sich die Gewalt zwischen militanten Palästinenserorganisationen im Gazastreifen und Israel erneut gefährlich hochgeschaukelt. Mindestens drei Israelis wurden am Sonntag bei massiven Raketenangriffen aus Gaza getötet, wie das Barzilai-Spital in Ashkelon mitteilte. Mehr als hundert wurden verletzt.

Es sind die ersten zivilen israelischen Todesopfer durch Raketenbeschuss seit dem Gaza-Krieg 2014. Seit Samstag feuerten militante Palästinenser nach Angaben der israelischen Armee 600 Raketen auf israelische Ortschaften ab. Mehr als 150 Raketen seien von der israelischen Raketenabwehr abgefangen worden, sagte Sprecher Jonathan Conricus.

Israels Luftwaffe bombardierte als Reaktion auf die Angriffe mehr als 250 Ziele in dem Küstenstreifen. Dabei wurden nach Angaben des Gesundheitsministerium in Gaza vom Sonntag fünf Palästinenser getötet. Damit stieg die Zahl der seit Samstag im Gazastreifen getöteten Palästinenser auf elf; 105 wurden verletzt.

Mutter und Tochter getötet

Israel bestreitet dabei, für den Tod einer 37-jährigen schwangeren Frau und ihrer einjährigen Tochter im Gazastreifen verantwortlich zu sein. Nach Militärangaben wurden sie östlich von Gaza von einer fehlgeleiteten Rakete militanter Palästinenser getroffen. Am Sonntagnachmittag teilten die Behörden in Gaza mit, dass zwei weitere Personen durch einen israelischen Luftangriff getötet worden seien.

Erste gezielte Tötung seit Jahren

Erstmals seit Jahren tötete Israels Luftwaffe wieder gezielt einen militanten Palästinenser. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurde der 34-jährige Hammad al-Khudari tödlich getroffen, als er in der Stadt Gaza in einem Auto unterwegs war. Die israelische Armee teilte mit, der Mann habe iranische Gelder an die im Gazastreifen herrschende Hamas sowie die militante Palästinenserorganisation Islamischer Jihad übermittelt. Damit habe er dabei geholfen, Raketenangriffe auf Israel zu finanzieren.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu sagte am Sonntag vor einer Dringlichkeitssitzung: "Ich habe die Armee heute in der Früh angewiesen, die massiven Angriffe auf Terrorziele im Gazastreifen fortzusetzen und die Streitkräfte am Rande des Gazastreifens mit Panzer-, Artillerie- und Infanterietruppen zu verstärken." Die Hamas trage die Verantwortung für alle Angriffe aus dem Küstenstreifen und zahle bereits einen hohen Preis dafür.

Die Eskalation erfolgt nur eine Woche vor dem internationalen Gesangswettbewerb Eurovision Song Contest (ESC) in Tel Aviv. Zunächst blieb die Stadt von der jüngsten Runde der Gewalt verschont. Militante Palästinenserorganisationen drohten jedoch nach Medienberichten mit einer Ausweitung der Angriffe auch auf die Küstenmetropole. Ägypten bemühe sich um eine Waffenruhe.

Ein Sprecher der Europäischen Rundfunkunion (EBU), Veranstalterin des ESC, sagte am Samstag: "Sicherheit steht für die EBU immer an erster Stelle." Man arbeite mit der israelischen Rundfunkanstalt KAN und der Armee zusammen, "um die Sicherheit all jener zu gewährleisten, die mit uns in der Veranstaltungshalle Expo Tel Aviv zusammenarbeiten und sich uns anschließen". Die ESC-Proben gingen normal weiter.

Die EU forderte ein sofortiges Ende der Raketenangriffe aus dem Gazastreifen. Die USA verurteilten "den Schwall von Raketenangriffen der Hamas und des palästinensischen Islamischen Jihad von Gaza auf unschuldige Zivilisten und ihre Gemeinden in Israel". Das US-Außenministerium erklärte: "Wir stehen zu Israel und unterstützen dessen Recht auf Selbstverteidigung gegen diese abscheulichen Angriffe." Bereits am Samstag hatte sich auch Österreich auf die Seite Israels gestellt. Regierungssprecher Peter Launsky-Tieffenthal verurteilte die Angriffe aus Gaza und äußerte volle Unterstützung für Israels Recht, sich selbst zu verteidigen. "Österreich steht fest hinter Israel, weil die Sicherheit des Landes und seiner Bevölkerung zur Staatsräson Österreichs zählt", twitterte er auf Englisch.

Jordanien forderte dagegen ein sofortiges Ende der "israelischen Aggression" gegen Gaza. Die Gewalt führe nur zu größeren Spannungen und mehr Leiden, erklärte das Außenministerium in Amman. Die Türkei rief "die internationale Gemeinschaft dazu auf, rasch einzuschreiten, um Spannungen in der Region abzubauen, die mit Israels unverhältnismäßigem Vorgehen gestiegen sind." In einem der zerstörten Gebäude in Gaza soll sich auch ein Büro der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi befunden haben.

Die Gewalt eskalierte, nachdem es am Freitag an der Gaza-Grenze bei Konfrontationen mit israelischen Soldaten Tote gegeben hatte. Vier Palästinenser wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza getötet. Palästinenserfraktionen kündigten daraufhin Rache an.

APA, dpa, AFP, 5.5.2019)