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Auch wenn es in der Filmgeschichte mittlerweile jede Menge cinematografische Zeugnisse, Erzählungen, Dokumentationen, Dramen sowie Komödien über Agenten gibt, die undercover versuchten, das verbrecherische und totalitäre Nazi-Regime zu infiltrieren, zu unterwandern, durch Sabotage zu schwächen und/oder zu beenden, ist die Wahrheit über (im Exil von den Aliierten angeheuerte) jüdische Geheimagenten relativ enden wollend, um nicht zu sagen weitgehend unbekannt. Zudem hatte die Realität mit Klamauk à la Gert Fröbe, mit verkitscht-pathetischen Heldenepen oder martialischen Blutopern wie Quentin Tarantinos Inglourious Basterds (mit Brad Pitt, Til Schweiger, Michael Fassbender, Mister "Bingo" Christoph Waltz et alii) relativ wenig gemein.

Eine wahre Geschichte von Widerstand, Verfolgung und Befreiung recherchierte Peter Pirker in Codename Brooklyn. Er exhumierte und sezierte die reale Historie jüdischer Agenten aus Holland, Deutschland und Österreich im "Feindesland". Unter dem Decknamen "Operation Greenup" mutierte nämlich Innsbruck anno 1945 zu Brooklyn. In der Nacht auf den 26. Februar 1945 landeten ein holländischer und ein deutscher Jude mit einem Tiroler Wehrmachtsdeserteur via Fallschirm in Tirol. Sie sollten dem US-Geheimdienst Informationen aus der Alpenfestung der Nazis liefern. Etliche Frauen aus Oberperfuss halfen ihnen. Die Gestapo folterte und tötete, um die Agenten und Widerstandskämpfer zu enttarnen. Über zwei Monate entspann sich ein Drama, das aber schließlich in der kampflosen Befreiung Innsbrucks mündete.

Die detaillierten Recherchen sind unterfüttert und illustriert mit jeder Menge Dokumentationsmaterial, mit zeitgenössischen historischen Fotografien und Faksimiles von Akten aus diversen Archiven. Nicht zu vergessen der archaische Fotoessay von Markus Jenewein, der das Erzählte ins rechte Licht rückt.

Peter Pirker, Historiker und Politikwissenschafter, hat schon zahlreiche Publikationen zum Themenkreis der NS-Herrschaft im Alpen-Adria-Raum, zu Widerstand, Exil und Geheimdiensten im Zweiten Weltkrieg, zu Geschichtspolitik und Erinnerungskultur verfasst. Mit Codename Brooklyn fügt er seinem Kanon ein spannendes Kapitel Tiroler Zeitgeschichte hinzu. (Gregor Auenhammer, 5.5.2019)