Auf Euphorie folgt im österreichischen Basketball beständig Ernüchterung. Die Vienna DC Timberwolves sorgten noch im Herbst für das erste Wiener Derby in der Bundesliga (ABL) seit 24 Jahren. Nun kann der zweite Hauptstadtklub neben dem BC Vienna den Spielbetrieb in der ABL finanziell nicht mehr stemmen. Für die nächste Saison fehlen zumindest 200.000 Euro. Sollte sich in den nächsten zwei Wochen keine Unterstützung finden, gibt es keine Lizenz. Damit droht den Wölfen der Abgang in die zweite Liga oder gar in die Landesliga. "Wir sind sehr enttäuscht. Offensichtlich ist der Markt zu klein für zwei Bundesligisten in Wien", sagt Aldin Saracevic, General Manager der Timberwolves.
Sportlich sind die Wölfe erfolgreich, qualifizierten sich in ihrer ersten Bundesligasaison gleich fürs Playoff. Allerdings sind sie dort gegen Titelverteidiger Kapfenberg ziemlich chancenlos, liegen 0:2 zurück. Nun heißt es in einem offenen Brief auf der der Vereinshomepage: "Ziel war es, im ersten ABL-Jahr die erhöhten Anforderungen ohne Risiko meistern zu können und dank sportlicher Erfolge und größerer Medienwirksamkeit zusätzliche Sponsorengelder lukrieren zu können. Dieser Plan ist leider nicht aufgegangen." Die Timberwolves vermissen politische Unterstützung. Im Februar gab es ein Gespräch mit Sportstadtrat Peter Hacker, "auf unsere Anfragen und Briefe in den letzten Wochen gab lange keine Rückmeldung", sagt Saracevic.
Status
Die Timberwolves sind mit mehr als 400 Basketballerinnen und Basketballern der größte Verein Österreichs, bildeten in der Vergangenheit zahlreiche Talente aus, bedienen damit die halbe Liga. Auch NBA-Legionär Jakob Pöltl kommt aus dem Timberwolves-Nachwuchs. Ein Rückschlag für Basketball in ganz Österreich. "Wir haben ein super Produkt, wollen Perspektiven bieten für die zahlreichen Talente, die Wien ohne Zweifel hat", sagt Saracevic.
Die Abteilung Sport Wien (MA 51) betont, dass es finanzielle Zuwendungen nur für Infrastruktur- und Nachwuchsprojekte gibt. "Eine Förderung des laufenden Spielbetriebs, insbesondere um den Klassenerhalt einer Profimannschaft zu sichern, ist aufgrund der Förderrichtlinien nicht möglich. Das gilt für Basketball genauso wie für Fußball, Eishockey, Handball und alle anderen Sportarten", sagt ein Sprecher von Sportstadtrat Hacker zum STANDARD. So wurde das auch den Timberwolves kommuniziert.
Saracevic: "In unserem Kader spielen Leistungsträger in der Startformation für keinen Cent Gehalt. Diese Kosten sind überschaubar. Der Wiener Sport-Club bekommt 6,5 Millionen Euro für die Sanierung seines Stadions. Mit diesem Geld wären wir 30 Jahre ausfinanziert."
Unterstützung und Wünsche
Die Timberwolves bekamen in den vergangenen beiden Jahren rund 50.000 Euro von der MA 51 für die Nachwuchsförderung und die Organisation von Veranstaltungen. 2017 wurde zudem die Sanierung der Heimhalle in der Bernoullistraße mit 90.000 Euro subventioniert. "Es ist also nicht so, dass der Verein von der Stadt keine Unterstützung erhält", heißt es vonseiten der MA 51. "Für diese Förderungen sind wir sehr dankbar. Wir würden uns aber auch Unterstützung durch stadtnahe Betriebe wünschen, wie sie andere Sportvereine in Wien auch erhalten", sagt Manager Saracevic. Ein umstrittenes Thema. Stadtrivale BC Vienna stellt einen Großteil seines Budgets durch Sponsorgelder der Wien-Holding, die 75 Unternehmen unter dem Dach der Stadt Wien vereint.
In puncto Nachwuchsarbeit ist der Unterschied zwischen den Timberwolves und BC Vienna wie Tag und Nacht. Die Wölfe haben eine Schulakademie gemeinsam mit Austria Wien, BC Vienna hat nicht einmal eine Damensparte. Dafür verdient der BC Vienna abseits des Basketballs auch mit Konzerten und Events im vereinseigenen Hallmann-Dome in Favoriten. Saracevic: "Wir zahlen für jedes Training Miete in der Bernoullistraße. Die Subventionen für unsere Halle gehen deshalb auch direkt an die ASKÖ, das Geld bekommen ja nicht die Timberwolves." Vereinen in anderen Bundesländern wird der laufende Hallenbetrieb durch die Gemeinde finanziert. Davon können wir nur träumen. Aber wir geben die Hoffnung nicht auf, dass es weitergeht." (Florian Vetter, 6.5.2019)