Beim Laden der E-Autos empfiehlt sich ein genauerer Blick auf die Bedingungen. Mitunter kann der "Saft" ziemlich teuer werden, besonders an Schnellladestationen.

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Berlin/Wien – Elektrisch fahren hieß bisher vergleichsweise günstig fahren. Um dem Elektroauto zum Durchbruch zu verhelfen, gab und gibt es da und dort noch Gratis-Lademöglichkeiten. Immer öfter empfiehlt es sich aber, genauer hinzuschauen. Die Unterschiede sind groß und werden immer größer. Das zeigen Beispiele aus Deutschland. Dort wurde zuletzt an manchen Ladesäulen ein kräftiger Preissprung nach oben festgestellt.

Vor allem jene, die ihr Elektroauto ebendort auch für Langstrecken nutzen wollen, seien von der Anhebung der Preise betroffen, schreibt die "Bild"-Zeitung. Beim Nachladen an Schnellladesäulen, bei denen man sein Auto in rund einer Stunde von 20 auf etwa 80 Prozent laden kann, gab es bisher nämlich Pauschaltarife für eine Vollladung – unabhängig von der Menge Strom, die das Auto benötigt.

Pauschaltarife für Schnellladesäulen fallen weg

Was sich für E-Auto-Fahrer in Deutschland nun in den nächsten zwei Jahren ändern wird: Während jede andere Waage geeicht sein muss, galt das für die E-Ladesäulen bisher nicht. Mit dem Einsatz einheitlicher Messgeräte zur Abrechnung kommt nun das Ende der Pauschaltarife. Ladesäulenbetreiber müssen künftig genau nachweisen können, wer wie viel Strom bezogen hat. Somit kann man auch als Kunde nachvollziehen, wie viel die geladene Energie wirklich gekostet hat.

Wien Energie mit neuem Tarifsystem

In Österreich hat beispielsweise die Wien Energie an ihren Ladestationen Anfang des Monats von einem verbrauchs- auf ein zeitbasiertes Tarifsystem umgestellt. Ähnlich wie im Mobilfunk und abhängig vom Nutzungsverhalten gibt es beim größten Landesenergieversorger Österreichs drei Pakete zur Auswahl: Beim "Tanke-Start-Paket" ohne Grundgebühr kostet die Ladestunde zwischen 8 und 22 Uhr 2,90 Euro, in der Nacht 0,70 Euro. Beim "Tanke-Plus-Paket" mit einer Grundgebühr von 9,90 Euro im Monat kostet die Stunde Laden 2,20 Euro und 0,60 Euro in der Nacht. Bei "Tanke Expert" fällt eine monatliche Grundgebühr von 34,90 Euro an, eine Stunde Laden kostet 1,50 bzw. 0,60 Euro zwischen 10 Uhr abends und 8 Uhr früh.

Steigende Kosten für Wartung

Ein weiterer Grund für die Verteuerung in Deutschland: Weil es immer mehr E-Autos auf den Straßen gibt, wird auch die Aufstellung, der Betrieb und die Wartung der Säulen für die Betreiber immer teurer. Kosten, die wieder eingenommen werden müssen. Marc Burgstahler, Leiter Elektromobilität beim Stromanbieter EnBW, sagte zu "Heise online": "Ladestrom ist für Ladestationsbetreiber genau wie Haushaltsstrom voll steuer- und abgabenpflichtig. Beim Haushaltsstrompreis beträgt dieser Anteil an Steuern, Abgaben und Umlagen sowie staatlich regulierten Netzentgelten rund vier Fünftel."

Ein weiterer Nachteil des Endes der Schnellladepauschale: Beim Laden kommt es zu Ladeverlusten, die je nach System bis zu 25 Prozent betragen können. Also landet auch nicht der gesamte Strom, den man bezahlt, im Akku des Autos.

Laden an klassischer Ladesäule günstiger

Bei einem Audi e-tron mit einem Durchschnittsverbrauch von 26,9 kWh auf 100 Kilometern muss man nach 100 Kilometern bei einem Kilowattstundenpreis von 39 Cent laut Berechnungen von "Bild" 10,49 Euro bezahlen. Vergleichsweise günstiger ist die Fahrt mit einem ähnlich großen Audi Q5 mit Diesel und rund 6,5 Litern Verbrauch. Hier werden bei einem Literpreis von 1,25 Euro nur 8,13 Euro auf 100 Kilometer fällig.

Günstiger als das Laden an einer Schnellladesäule ist das Laden an einer klassischen Ladesäule. Dort wird in Deutschland zwar bereits jetzt der Minutenpreis berechnet, der Ladevorgang dauert aber auch länger. Dafür ist es aber preiswerter. (stro, 6.5.2019)