Netflix buhlt mit Eigenproduktionen und exklusiven Inhalten wie "House of Cards" um die Nutzer. Um weiterhin solche Inhalte anbieten zu können, werden die Einnahmen über Abos bald nicht mehr reichen, glauben Beobachter.

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Bislang verzichtete Netflix auf klassische Werbung. Die Einnahmen werden über kostenpflichtige Abos generiert. Doch das wird sich der Streaming-Dienst nicht mehr lange leisten können, glauben Branchenbeobachter. Werbung zu zeigen sei unausweichlich.

Werbung für weiteres Wachstum

Bei der Veranstaltung IAB Digital Content NewFronts vergangene Woche sagten laut CNBC unter anderem Werbeverantwortliche von Youtube und der Bank JP Morgan Chase, dass Netflix nichts anderes übrig bleibe, um weiterhin zu wachsen. Die Produktion hochwertiger, exklusiver Inhalte kostet viel Geld. Die Einnahmen aus den Abos werden in Zukunft dafür nicht mehr reichen, so die Branchenkenner. Auch wenn das Unternehmen selbst bisher immer dementiert habe, klassische Werbung schalten zu wollen.

Kristin Lemkau, Chief Marketing Officer bei JP Morgan Chase, geht davon aus, dass Kunden einen solchen Schritt verstehen würden. Vorausgesetzt, man lasse ihnen die Wahl zwischen einer werbegestützten Version und dem klassischen Abo-Modell. Konkurrent Hulu etwa, der in Österreich nicht verfügbar ist, bietet so eine Werbeversion an. Allerdings nicht kostenlos, sondern zu einem günstigeren Preis im Vergleich zum normalen Abo.

"Game of Thrones" würde mit Werbung nicht funktionieren

Ob Nutzer Werbung akzeptieren hänge auch davon ab, wie und wann sie angezeigt wird. Ein großer TV-Event wie die aktuelle Staffel von "Game of Thrones" wäre kein geeigneter Platz für Werbeeinschaltungen, so Lemkau. Wobei die Blockbuster-Serie des US-Senders HBO ohnehin nicht auf Netflix zu sehen ist, sondern unter anderem bei Sky und Amazon. Letzterer ist auch einer der großen Konkurrenten, der Netflix mit zahlreichen Eigenproduktionen unter Druck setzt. Und dann will auch noch Apple in den kommenden Monaten seinen Streaming-Dienst Apple TV+ starten.

Die letzte Preiserhöhung dürfte Netflix kaum Kunden kosten. Ob das auch bei Werbeeinschaltungen so wäre, ist fraglich. Das Unternehmen hat in einem Probelauf 30 Sekunden lange Promovideos für eigene Inhalte geschaltet. Schon darüber haben sich einige Kunden beschwert. Klassische Werbung für Drittanbieter zu zeigen, könnte für den Anbieter auch ein Eigentor sein. Netflix hat sich bisher nicht zu den Spekulationen geäußert. (red, 6.5.2019)