Nach dem "Stadtratten"-Gedicht in Braunau und einem von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache weiterverbreiteten Artikel einer rechtsextremen Website gibt es nun erneut Aufregung in der FPÖ. Eine Gemeindepolitikerin, ihres Zeichens Stellvertreterin des Obmanns in St. Martin im Innkreis (Oberösterreich), teilte das Posting einer Holocaustleugnerin im Netz.

Auf Vkontakte (VK), quasi dem russischen Gegenstück zu Facebook, verbreitete sie einen Text weiter, der den systematischen Massenmord an Juden infrage stellte. "Ich verlange eine Antwort, wo wurden die sechs Millionen Juden vergast?", zitieren die "Oberösterreichischen Nachrichten" aus dem Posting. Zudem habe sie weitere "Verschwörungstheorien rund um die NS-Zeit" weiterverbreitet und auch auf anderen Netzwerken problematische Inhalte gepostet.

Screenshot: VK

Anzeige droht

Nachdem der FPÖ-Ortsgruppe in St. Martin mehrere Postings vorgelegt wurden, zog man dort die Konsequenzen. Die Frau habe am 6. Mai alle Ämter zurückgelegt und sei zudem aus der Partei ausgetreten. Ihr Facebook-Konto sei stillgelegt worden, auf VK dürfte sie aber weiterhin aktiv sein.

Ihr droht aufgrund ihrer Aktivitäten nun eine Anzeige durch den ehemaligen grünen Abgeordneten und Betreiber von "Stoppt die Rechten", Karl Öllinger.

Screenshot: VK

VK als Zufluchtsort für Rechtsextreme

Vkontakte wurde 2006 von Nikolaj und Pawel Durow gegründet, das Projekt avancierte schnell zu einer der beliebtesten Webseiten in Russland. Laut Angaben von 2016 hat die in über 80 Sprachen verfügbare Plattform etwa 90 Millionen User. 2014 verließ Pawel Durow unter politischem Druck das Unternehmen und floh aus Russland. Im Jahr zuvor hatte er mit seinem Bruder den verschlüsselten Messenger Telegram aus der Taufe gehoben, der den russischen Behörden bis heute ein Dorn im Auge ist.

Screenshot: VK

Das "russische Facebook" gilt in den letzten Jahren als Zufluchtsort für Rechtsextreme, da Facebook und andere Plattformen ihr Vorgehen gegen radikale Inhalte verschärft haben. Daneben haben sich auch andere Seiten wie "Gab" etabliert, die sich speziell als Ausweichort für dort gesperrte User vermarkten. (red, 6.5.2019)