Gerald Mader, der den Schrecken des Krieges nicht vergessen hat können, gründete auf Burg Schlaining das Studienzentrum für Friedens- und Konfliktforschung.

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93 Jahre ist er geworden. Niemand aber hat mehr gefragt nach ihm. Vielen schien er sogar lästig geworden zu sein in seinen alten Tagen. Ihm ist nämlich eins nicht aus dem Kopf gegangen: dass man den Frieden – den Wunsch, den eigentlich alle haben – nicht auch lehren und damit lernen könnte. Am heutigen Montag ist Gerald Mader – einer der letzten großen Alten nicht nur der burgenländischen Sozialdemokratie – verstorben.

Mader kam am 1. April 1926 im niederösterreichischen Payerbach auf die Welt. Die 1926er waren die letzten, die der Hitler noch am ganzen Schopf hat erwischen können: Kriegsmatura 1943, mit 17, in Wiener Neustadt. Luftwaffenhelfer, dann ab in den letzten, aussichtslosen Kampf. Kriegsgefangenschaft. Grad noch ein Glück. Es war die amerikanische.

Rote Verschworenheit

Zurückgekehrt, studierte er Jus. Da war die Mindeststudienzeit nur sechs Semester. Denn die auch rechtlich devastierte Republik brauchte ja – was heißt: suchte händeringend – Juristen. Mader heuerte dann bei der burgenländischen Arbeiterkammer an. Und so verschlug es den Niederösterreicher ins Burgenland

Anfang der 1950er-Jahre ließ er sich in der Mattersburger Kanzlei des Erich Hoffenreich zum Rechtsanwalt ausbilden. Hoffenreich – sozialdemokratischer Landtagsabgeordneter von 1922 an, Landtagspräsident, einer der Gründungsväter des jungen Bundeslandes – brachte den jungen Mader ins Sozialdemokratische. Dort lernte er nicht nur den nach den USA vertriebenen Ödenburger Juden Richard Berczeller kennen, sondern vor allem den um drei Jahre jüngeren Fred Sinowatz, Berczellers politischen Ziehsohn.

Sozialdemokratisches Wollen

Gemeinsam wollten sie der Welt einen Haxen ausreißen. Die Zeit war dafür sogar günstig. Es schien, als könnte es ihnen gelingen: Sinowatz wurde unter Kreisky Kulturminister, Mader unter Theodor Kery Kulturlandesrat, Berczeller riet mit der Weisheit des Granden aus New York, wo er als Arzt praktizierte.

In Mattersburg entstand das Modell sozialdemokratischen Kulturwollens. Ein Kulturzentrum, das nicht bloß der Konsumation, sondern vor allem der Produktion von Kultur gewidmet war: auf dass das Proletariat sich selbst ermächtige, zu tun. Jetzt gerade wird damit begonnen, den Sichtbetonbau abzutragen. Das Denkmalamt bestand darauf, wenigstens die Fassade zu erhalten. Ein Sinnbild.

Von 1971 bis 1984 machte Mader solcherart das Eisenstädter Landhaus unsicher. Bis er sich mit dem Landeshauptmann überwarf. Kery erinnerte sich seiner kleinadeligen Herkunft, Mader beharrte auf seiner sozial- und friedenspolitische Vision. Man trennte sich als Gentlemen.

Friedensburg

Mit 58 nahm Mader den politischen Hut und zog sich zurück auf die Burg Schlaining nahe Oberwart, aus der er – nach und nach, aber mit starrköpfiger Zielstrebigkeit – die heutige "Friedensburg" schuf. Eine Studienzentrum für Frieden und Konfliktforschung, das so manche der hochnäsigen Belächelung unterzogen. Weil es denn gar so nach Friede-Freude-Eierkuchen klang; weil Ohren halt manchmal genau das hören, was sie hören wollen.

Am Ende ging es Mader darum, aus dieser Institution eine echte Privatuniversität zu machen. Vernetzungen zum Beispiel nach Afrika hätte es diesbezüglich längst schon gegeben. Gerald Mader fand keine offenen Ohren. Selbst Parteifreund Norbert Darabos brachte es als Verteidigungsminister nicht übers Herz, Schlaining als Ausbildungszentrum für die friedenserhaltenden Auslandseinsätze des Bundesheeres zu installieren.

Nun ist Norbert Darabos Burgherr auf Schlaining, wo ein groß angelegtes Burgenland-Museum errichtet werden wird. Und es kann durchaus sein, dass Gerald Mader darin ein Platzerl gewidmet werden wird. (Wolfgang Weisgram, 6. 5. 2019)